Nachdem unser Start an dem 27.3. für mich recht kreislaufbelastend war (René berichtete) , kamen wir zügig vorwärts und nahmen Kurs gen Pompei auf.
Pompei heißt übrigens der Ort und Pompeji die Ausgrabungsstätte.
Seit ich vor einigen Jahrzehnten in Geschichte (oder war es in Latein?) darüber unterrichtet wurde, war ich neugierig und wollte mir selbst ein Bild machen, um die Dimension begreifen zu können.
Mit der Elternzeitreise kam nun diese Gelegenheit und ich hatte Glück, dass auch René neugierig war.
Die Einfahrt in die Stadt Pompei war wenig einladend! Es erwartete uns ein unschönes und unüberschaubares Konglomerat aus Parkplätzen , Buden, Geschäften, Hotels, Campingplätzen und Restaurants. Die antike Ausgrabungsstätte wird ausgiebig im Souvenirformat vermarktet. Vor dem gewissermaßen planlos entstandenen, kommerziellen Empfangsbereich von Pompeji warnte uns schon der Reiseführer. Wir waren also zumindest nicht überrascht.
Ebenso warnte der Reiseführer ja vor den Campingplätzen, weswegen wir vorher dankenswerterweise in Sorrent landeten. Nun folgten wir aber dem Heranwinken von einem der zahlreich lockenden Männer. Eigentlich eine Situation, in der ich "biancatypisch" gleich auf kontra gehe. Aber gut. Der Platz lag direkt gegenüber einem der Eingänge, sah den anderen Plätzen sehr ähnlich und war genauso wie all die andern Plätze unmittelbar (wirklich unmittelbar!) an der Bahntrasse nach Neapel gelegen.
Der Platz hatte seine guten Zeiten schon eine ganze Weile hinter sich. Es war ordentlich und einigermaßen sauber. Es gab heiße Duschen! Außerdem standen wir sicher und wollten eh nur eine Nacht bleiben.
Wir aßen noch zu Mittag. Mal wieder Pasta, an dem Tag im Detail : Tortellini mit Tomatensauce, für Arthur pur. Arthur kommt mit der Küche von Italien übrigens gut klar. Mit Pizza und Pasta passt es. Nur das tolle italienische Eis ist so gar nicht seins. Da schaut er uns nach dem kosten regelrecht entrüstet und vorwurfsvoll an.
Dann ging es über die Straße. Verfehlen konnte man es nicht. Einfach den Menschenmassen folgen, dann kann nix schief gehen. Um uns einer der vielen vielen Schulklassen anzuhängen, fühlten wir uns zu alt. Es sähe nicht harmonisch aus. Und auf die Hausaufgaben, die die Schüler offensichtlich nebenbei erledigen mussten, hätten wir keine Lust gehabt. Warum es vorwiegend französische Schulklassen waren, kann uns vielleicht einer unserer geneigten Leser erläutern.
Für stattliche 30€ gab es einen labbrigen Straßenplan und Tickets. In dem Wissen, dass es diesen Plan dazu gibt, erstanden wir vorher keinen extra Reiseführer. Ein Fehler, wie sich später herausstellte. Wir hätten in einen solchen investieren sollen oder vorher, als wir irgendwann mal ausreichend Netz hatten, eine App mit Audioguide laden sollen. Aber wir planen recht schlecht bis gar nicht und lassen uns eher treiben. So handhabten wir es vor Ort dann halt auch.
Man läuft und läuft und läuft und läuft... durch eine Stadt!
Man erkennt die Ladenstrasse, Nebenstrassen, den Marktplatz, das Theater, den Sportplatz, die Badeanstalt, den Friedhof und und und ...
Ich wusste natürlich, dass es eine verschüttete Stadt ist, aber vorstellen konnte ich mir es nicht. Wie Pirna, nur bis zum Erdgeschoß, nur ohne Menschen, nur bissl älter... gruselig.
Nicht vorstellbar, dass keine Zeit zum entrinnen blieb. Keine Zeit zu flüchten. Es muss doch vorher schon Asche geregnet und der Boden gebebbt haben. Und was für ein grausamer Tod: erstickt, verbrannt, durch die Lava in der Bewegung gestoppt.
Der letzte Ausbruch war 1944 und der Vulkan ist nachwievor aktiv! Hoffen wir dass heutzutage die Frühwarnsystesteme funktionieren!
Wir erliefen uns fast sechs Kilometer Geschichte dieser Katastrophe vom 24.8.79, dem Tag des schlimmsten Vesuvausbruchs, der binnen weniger Minuten alles unter sich begrub und damit für uns konservierte. Und diese sechs Kilometer sind nur ein Bruchteil! Da wir eben keinen Führer hatten, hielten wir nicht an jedem Gebäude an, sondern ließen die Stimmung wirken. Ein bisschen war es, als kämen die Bewohner der Stadt gleich wieder und gehen weiter ihrem Tagesgeschäft nach.
Erstaunt war ich über die Ästhetik der damaligen Zeit. Teils sehr filigrane, detailverliebte Wandmalereien und aufwändige Mosaiken schmückten die Häuser. Selbst die Reklame für das käuflich zu erwerbende Olivenöl war zu lesen. In nahezu jedem Eingangsbereich war ein Brunnen in den Boden gelassen. Überhaupt gab es viele Brunnen.
Und schrecklich hohe Bordsteine. Diese waren mit Kinderwagen eine echte Herausforderung.
Für Rollstuhlfahrer ein Unding. Das empfand ich als störend. Auch bei Türen zu Ausstellungen, WC, Eingang und Ausgang war darauf nicht geachtet worden. Dabei sind diese Gebäude ganz offensichtlich in den vergangenen Jahren erst gebaut worden.
Der Wind pustete uns an dem Tag ordentlich durch und machte es draußen ungemütlich. Wir beschlossen, als die Gebäude sich für uns dann wiederholten und keine Unterschiede mehr zu erkennen waren, dass wir genug hatten. Der Reiseführer empfiehlt anderthalb Tage zur Besichtigung! Nun gut, da sind wir wohl Banausen.
Zurück auf dem Campingplatz waren wir fußlahm und planten die Weiterreise , die für uns ab hier leider Rückreise bedeutet. Insgeheim hatte sich René als point of return Sizilien erträumt und zugegeben, noch ein paar Grad wärmere Temperaturen sind verlockend, aber nein, nochmal 700 km pro Richtung, nein.... für Arthur wäre es eine Qual.
Bevor es ins Bettchen ging, quälte René sich neben dem Wohnmobil noch auf seinem Rennrad. Das ist immer ein lustiger Anblick! Er schwitzt und pustet stundenlang und kommt keinen Meter vorwärts. Anderthalb Stunden für über dreißig bergige Kilometer. Aber : er tut dies freiwillig!
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