Hallo liebe Leserinnen und Leser,
wir waren im Paradies, auch wenn es nicht ganz einfach war, hin- und erst recht wieder wegzukommen. ;-)
Am 24.03.2019, es war ein Sonntag, verließen wir also Mondragone - nach unserem sehr schönen Frühstück am Strand, es war wohl das Highlight für uns an diesem Ort, ging es außergewöhnlich schnell für uns von diesem Platz. Die zu zahlenden günstigen 10,00 EUR Standgebühren entschädigten uns ein wenig für die doch recht laute Nacht durch die Restaurant-/Discobesucher und die ziemlich runtergekommenen Sanitärbereiche. Also, nichts wie weg hier und auf nach Sorrento!!!
Von Anfang an war unser Fernziel Pompeji. Die ausgiebige Internetrecherche verriet uns allerdings, Pompeji lieber nicht als Übernachtungsort zu wählen, sondern die Ausgrabungsstätten von Sorrento aus zu besuchen.
Sorrento ist eine Halbinsel auf der schon viele bekannte Persönlichkeiten im Laufe der Jahrhunderte Urlaub gemacht oder sogar einen Teil ihrer Lebenszeit verbracht haben. Unter anderem Maxim Gorki und Goethe - natürlich ;-)
Wir hatten uns einen Stellplatz in Piano di Sorrento ausgesucht und nach einem kurzen Anruf vor Ort, machten wir uns voller Vorfreude auf den Weg. Unsere Aussage: "In 1,5 bis 2 Stunden sind wir da."
Also rauf auf die "Super-Strada" - so nennt sich die Schnellstraßen in Italien - und weiter auf die Auto-Strada - das ist die Autobahn in Italien - Richtung Neapel. So langsam wurde es voll auf den Straßen. Als 1,5 Stunden um waren und wir noch nicht mal Neapel erreicht hatten, bat ich Bianca bei der netten Dame vom Stellplatz mal anzurufen, nicht dass diese dann Siesta macht und wir dann dort vor Ort nicht auf den Platz kommen - wir haben dies alles schon erlebt!!! Bianca rief an und alles war dann erstmal geregelt - Siesta fiel für diese Dame heute dann wohl wegen UNS aus.
Da auf der Autobahn nichts mehr ging - wir hatten mittlerweile einen Teil von Neapel umfahren -, fuhren wir einfach ab und folgten der Empfehlung von Google-Maps. Nach ein paar italienischen Fahr-Manövern - ich habe diese nun auch schon ganz gut drauf, incl. der Hupen-Regelung - sind wir aus dem dichten Verkehr raus und auf dem besten Weg auf die Halbinsel Sorrento. Bis zum nächsten Stau. Kurz: Sorrento ist ein erklärtes Ausflugsziel der Neapolitaner und anderer Italiener. Und an einem Sonntag lässt gefühlt kein Italiener sein motorisiertes Fahrzeug vor der Haustür stehen. Ob Vespa, Motorrad, Auto oder Wohnmobil, alles wird bewegt, um irgendwo hinzufahren, und wenn es nur die Fahrt bis in den nächsten Stau ist. Da wird dann gehupt, gestikuliert, lamentiert und vor allem mit Handy am Ohr TELEFONIERT - das können Italiener wohl am besten, egal wo - und eigentlich machen die das alles auf einmal und alle zusammen. Egal ob im selben oder in einem anderen motorisierten Fahrzeug - ALLE natürlich ;-) Wir brauchten dann fast 3,5 Stunden, bis wir direkt vor Ort in unserem Agricampeggio Oasi Verde ankamen.
Obwohl, das ist nicht ganz korrekt. Wir waren noch nicht ganz vor Ort. ... Es ging in Piano di Sorrento schon ordentlich hoch und das letzte Stück war tatsächlich nur im 2. Gang möglich bergauf zu fahren. Allerdings war die Straße breit und wir ja nun schon einige Bergauf- und abfahrten mit dem Wohnmobil gewohnt. Wir bogen in die Zufahrtsstraße zum Agricampeggio ein und uns empfang erstmal der Eindruck von "Grün", von "Frische", von "Wow ..." Überall Zitronen, Orangen ... sie hingen einfach nur so an den Bäumen und dufteten nach RICHTIGEN Zitronen und Orangen - nicht wie die aus dem Supermarkt!!!
Wir brauchten nur unsere Hand danach ausstrecken und diese mitnehmen - deswegen also "Oasi Verde" zu Deutsch: die grüne Oase. ... So gleich kam auch schon ein netter freundlich dreinschauender junger Mann herbei und bat uns ihm direkt mit dem Wohnmobil zu folgen. Unwillkürlich musste ich bremsen und Bianca verschwand in diesem Moment gefühlt im hintersten Bereich unseres Wohnmobil - natürlich mit Arthur sicher im Arm. Vor uns tat sich eine enge, kurvige und steil, sehr steil, sehr sehr steil abfallender asphaltierter Weg auf. Ich dachte im ersten Moment an einen Wanderweg. Bianca meinte lauthals, ich solle hier bitte nicht runterfahren!!!! - Wenn ihr den Daumenabdruck von August dem Starken auf der Brühlschen Terrasse kennt, Bianca konnte dies in diesem und den folgenden Momenten am inneren Türgriff der Beifahrertür mit der ganzen Hand ohne Probleme. Da hätte sich August der Starke eine ordentliche Scheibe von abschneiden können!!! - Jedenfalls musste ich eine Entscheidung treffen. Ich sah da dieses Schild, mit dem Pfeil drauf. Er zeigte eindeutig bergab zum Agricampeggio "OASI VERDE" - "GRÜNE OASE"!!!! Möchte ich das? JA! Wäre ich der Erste? NEIN!!! Also, Handbremse gelöst, Spiegel im Blick, Zitronen, Orangen, Bianca und auch Arthur einfach mal kurz ignorieren und volle KONZENTRATION - ganz ehrlich, während ich schon dachte, oh je, jetzt kippen wir gleich vorne über, hatte Michele, so hieß dieser nette Italiener, ein breites Grinsen im Gesicht und winkte mich weiter und weiter und weiter. Zugegeben, er war so nett und schaute selber auch, ob ich gut durch die engen und steilen Kurven kam. Nach ca. 300m war dann endlich der eigentliche Stellplatz in Sicht und Michele wies mich noch schnell ein. Handbremse gezogen, Motor aus, Kreuzwaage beäugt - alles gerade!!! - suuuuuuper, wir stehen. So, ein kurzer Blick rüber zu Bianca und der ganze Stress war so gut wie vergessen, denn Bianca hat ein breites Lächeln im Gesicht. Wir standen im Paradies. Die Sonne schien, es waren warme 24 Grad Außentemperatur und wir standen in mitten von Bäumen mit Orangen, Zitronen und Riesen-Zitronen - diese haben kindskopfgroße Früchte, schmecken im Grunde aber auch nach Zitronen. Die kurze Frage von Michele, wie lange wir bleiben wollen, konnten wir gar nicht gleich beantworten ... wollen wir hier wieder weg??? So schnell eigentlich nicht. ;-)
Nach den ganzen Willkommens-Emotionen - mit Sicherheit haben Michele und seine Familie diese Reaktionen ständig (incl. der Reaktion auf den steil abfallenden Zufahrtsweg) - kehrte erst einmal Ruhe ein. Das Agricampeggio "Oasi Verde" hat 8 Stellplätze auf 2 Ebenen verteilt. Wie gesagt, in mitten von Zitronen- und Orangenbäumen.
Der Blick ins Tal und zum Mittelmeer in die eine Richtung,
der Blick zum Monte Vico Alvano hinauf in die andere Richtung.
Toiletten, Duschen und Waschbecken in einem ordentlich gereinigten Zustand vorhanden - SEHR SCHÖN :-) Nächster Check - WLAN: gibt es, allerdings nur oberhalb des Zufahrtsweges - uff, jedes Mal da hooooch? Mobiles Internet: eher schlecht, als recht - hm, vielleicht nur momentan, das wird bestimmt besser.
Wir waren also in unserem schönen Paradies etwas von der Außenwelt abgeschnitten. Vielleicht gar nicht so schlecht.
Arthur erkundete den Stellplatz, wir machten es uns gemütlich und startklar für unsere Erkundungsrunde in Piano di Sorrento.
Bianca und ich waren uns einig, dass wir nicht den Weg bis runter ins Ortszentrum laufen werden, sondern wir mit Arthur in der Kraxe den oberen Bereich der Ortschaft besichtigen werden. Uns fehlten noch ein paar Lebensmittel und wir hofften diese auch hier oben zu bekommen. In der Zwischenzeit kam noch ein junges Schweizer Pärchen im Paradies "Oasi Verde" an. Ich sah in beiden Gesichtern das Staunen über diesen herrlichen Stellplatz. Sie waren mit einem VW-Bus unterwegs. Dieser VW-Bus, den ich sonst immer so als geräumig, groß und praktisch empfand, war in meinen jetzt vom eigenen Wohnmobil geprägten Auge, zu einem Kleinwagen zusammengeschrumpft worden. Wahnsinn, wie soll man denn da länger als 3 Tage Campingurlaub aushalten? Ja, jetzt werden einige von Euch sagen, natürlich, das geht, sehr schön sogar - ich glaube es Euch, wirklich. Nur wenn ich an manch tägliche Situation in dem uns zur Verfügung stehendem Wohnmobil denke, kommen mir diese Fragen zwangsläufig. Eine halbe Stunde später kam dann doch etwas Neid meinerseits auf. Während wir dabei waren, Arthur in seine Kraxe zu setzen, um dann diesen steilen Zufahrtsweg hochzustapfen, setzten sich die beiden Schweizer ganz locker in ihren VW-Bus und waren in weniger als 10sec oben und weg - zum Einkaufen. Ach ja, so ein VW-Bus kann schon was Tolles auf Reisen sein ;-)
Unser Rundgang führte uns durch ein sauberes von Zitronen- und Orangenplantagen geprägtes Bergstädtchen. Hier war es teilweise ziemlich ruhig in den Nebenstraßen. Diese waren allerdings auch ziemlich eng. Aus diesem Grund hupen die Autofahrer hier auch immer vor der Kurve. Wir waren dann auch live dabei, wie sich ein Jeep und ein Fiat 500xl genau in einer dieser engen Straßen in einer Kurve begegneten. Da wurden die Mauern rechts und links mit den Spiegeln und den Stoßstangen geschrammt, dass machten denen anscheinend überhaupt nichts. Hauptsache nicht das andere Auto treffen, das würde wahrscheinlich viel Zeit - die Diskussionen kann ich mir sehr gut ausmalen - und viel Geld kosten. Wir kehrten dann in einer Bar ein. Dies ist keine typische Bezeichnung für ein Lokal, in welchem es nur Alkohol zu trinken gibt, sondern handelt es sich hierbei um eine Art Café, in welchem man seinen Espresso trinken kann, allerdings auch ein paar Lebensmittel, Bäckereiartikel, Zigaretten und Süßigkeiten kaufen kann. Wir schlugen bei den Bäckereiartikeln richtig zu. Somit stieg die Vorfreude auf ein leckeres und ausgiebiges Frühstück am nächsten Tag. Den Abend nutzte ich dann persönlich, um mich bei meinem wöchentlichen langen Trainingslauf im unteren Ortsteil von Piano di Sorrento über die Gegebenheiten zu erkundigen. Wo ist der Bahnhof? - wir wollten mit der Bahn nach Pompeji - Wo gibt es was zu kaufen? Wo gehts nach Sorrento? Nach 16 bergigen Kilometern waren diese Erkundungen gemacht und wir konnten den nächsten planen. Vor dem Schlafengehen stand noch ein weiterer Check an - der Duschen-Check. Da ich ordentlich durchgeschwitzt auf dem Stellplatzt ankam, freute ich mich schon auf die Dusche. Was mich allerdings erwartete, war eher ein Rinnsal. Ja, die Dusche war sauber. Ja, das Wasser war einigermaßen warm. Aber ich musste mich ganz schön anstrengen, um überhaupt nass zu werden. Dass die Dusche nicht beheizt war, das war somit egal, da man hier von einem aktiven Duschen sprechen konnte, in welchem man immer in Bewegung bleibt, damit der Körper auch ja gleichmäßig von dem Rinnsal Wasser beträufelt werden konnte. Wichtig ist hier nur zu beachten: Sportler sollten vorher wirklich ausgeschwitzt haben, sonst sind sie, auf Grund der vielen Bewegung unter der Dusche gleich wieder reif für die Dusche. Ich bin natürlich trotzdem sauber geworden ;-)
Am Montag den 25.03.2019 stieg die Sonne langsam am Himmel auf und der Tag versprach uns, schön zu werden.
Arthur sorgte dafür, dass wir auch ja nicht dieses morgendliche Schauspiel verpassten - wie jeden Morgen ;-) Wir versuchen ihn dann natürlich immer noch zum Weiterschlafen zubewegen, aber dies ist uns bisher vielleicht ein oder zwei Mal gelungen. Also folgt dann unser nun morgendliches Ritual. Arthur windeln und Musik an. Wir haben einen ganz tollen Song entdeckt, den auch Arthur anscheinend ganz toll findet - Das Licht dieser Welt - Bianca und ich singen ihm dann immer ganz laut vor und er tanzt für uns dann immer im Bett zu unserem Gesang und dem eigentlichen Song. Das ist jedes Mal so schön, dass wir dieses Ritual wahrscheinlich nach unserer Elternzeitreise sehr vermissen werden. :-)
Nach unserem morgendlichen Ritual hieß es aufstehen, Frühstück machen und das Paradies genießen.
Da wir direkt neben unserem Wohnmobil einen Holztisch mit zwei Bänken auf der Grünfläche stehen hatten, konnten wir unsere Campingmöbel ganz getrost im Auto lassen. Sehr schön und zudem auch sehr urig so. :-)
Nach einem ausgiebigen Frühstück, wollten wir den Monte Vico Alvano besteigen. Gestern sprach uns das große Gipfelkreuz so sehr an, dass wir gleich am Abend eine Route ausfindig machen mussten. Zum Glück hatte ich mir durch einen Tipp von meinem Trainer Torsten eine App heruntergeladen, mit der man auch offline wandern konnte und trotzdem alle Wege angezeigt bekam.
Unsere Euphorie von gestern Abend wurde allerdings bei einem Blick hinauf zum Berg etwas getrübt. Genau über dem Gipfelkreuz hingen Wolken. Bei uns war es zwar herrlich sonnig, aber das hatte ja nichts für den Monte Vico Alvano zu bedeuten. Ich lief also hoch zum WLAN um ein paar Infos über das Wetter einholen zu können - schon krass, wie abhängig wir vom Internet geworden sind. Die Wolken sollten gegen 13/14Uhr verschwunden sein. Gut, also umplanen.
Wir verbrachten somit den Vormittag im Paradies Agricamppegio "Oasi Verde" und vergnügten uns miteinander.
Arthur musste natürlich gleich mal von allen ihm greifbaren Früchten kosten.
Zu guter Letzt schlief er bei seiner Mama in der Hängematte ein ...
und genoss seinen Mittagsschlaf im Freien. Als Arthur dann nach gut 1 Stunde wieder erwachte, hieß es für uns alles vorzubereiten, damit wir dann auch wirklich loswandern konnten. 13.45 Uhr war dann der Start. Die Wolken waren tatsächlich verschwunden. Das hätte ich nie vermutet, da die Wolkendecke über dem Berg doch ziemlich dick erschien.
Es begann eine schöne Wanderung. Zu anfangs noch durch Plantagen, wurde der Weg dann im 2. Drittel des Aufstiegs eng und verwachsen. Schon beim Anblick des Berges haben Bianca und ich uns immer gefragt, wo da bloß der Weg hoch gehen soll.
Wir hatten keine genauen Informationen. Nur einen Weg auf der Karte ohne Höhenlinien. Beschaffenheit, Steigung etc. - Keine Ahnung. Vorsichtshalber haben wir uns unsere Stöcke eingepackt. Und siehe da, wir brauchten diese auch tatsächlich. Ich würde die Wanderung jetzt nicht als schwierig bezeichnen. Jeder der öfters mal in der sächsischen Schweiz oder anderen Mittelgebirgen unterwegs ist, wird diese Route ganz entspannt gehen können. Im 2. Drittel war die Route von losen Steinen auf dem Pfad gekennzeichnet.
Als eher lustig empfanden wir die Sicherheitstechnik, die an einem Tor angebracht wurde, welches uns im Grunde den Weg zum Gipfel versperren sollte. Dieses Tor haben wir ganz brav seitlich auf dem vorgetrampelten Pfad umgangen und von oben kommende Einheimische gaben uns die Sicherheit, hier doch nicht ganz verkehrt zu sein. ;-)
Weiter oben im letzten Teil, hat man dann mehr mit der hohen Vegetation zu kämpfen, die doch teilweise sehr stark in den Wanderweg hineinwächst.
Aber alles halb so wild ;-)
Oben angekommen erwartet einem ein super Panorama-Blick.
Man erkennt, wie schmal Halbinsel Sorrento eigentlich ist. Gerade in dem regionalen Bereich, in dem wir uns auf der Halbinsel befanden, war die Landzunge besonders schmal. So konnten wir im Grunde die Nord- und Süd-Küste gleichzeitig bestaunen. Unser Arthur hatte den Aufstieg teilweise verschlafen, war dann aber, logisch, zum Gipfel-Picknick unterm Gipfelkreuz wieder hellwach ;-)
Nach unserem Picknick und den obligatorischen
Gipfel-Fotos hieß es nun wieder zum Abstieg zu blasen.
Gesagt, getan.
Runter zu empfand ich gerade das 2. Drittel als etwas schwieriger zu wandern, als hoch zu.
Die losen Steine waren potenzielle Unfallgefahren. Bianca hat dies auch leidvoll erfahren müssen, als sie auf einem dieser losen Steine umgeknickt ist. :-( Aber zum Glück ist Bianca nicht aus Zucker und die Aussicht auf eine gute Flasche Wein bei einem leckeren Abendessen, steigerte auch Biancas Leidensfähigkeit gewaltig. ;-) Vorher wollten wir aber noch schnell in dem Alimentari, der vorhin gerade auf dem Hinweg seine Pforten zur Siesta geschlossen hatte, noch ein paar Kleinigkeiten an Lebensmitteln einkaufen. Dort angekommen, es war kurz vor 17 Uhr, war dieser noch geschlossen. Im Laden daneben gab es allerdings schon Betriebsamkeit. Es war ein Klamotten-Laden, anscheinend mit eigener Schneiderei. Interessant, also nichts wie rein. Arthur braucht noch eine Sommermütze. Die Verkäuferin war von unserem Arthuro gleic hin und weg. Sie brachte alles, was sie an Sommerhüten finden konnte. Das unser Arthur mit denen nicht mehr im Stande war, irgendwas zu sehen, störte diese überhaupt nicht. Sogar einen Hut mit rosa Krempenband schleppte sie an. Oh man, ich wieß sie noch mal dezent darauf hin "Bello, Arthuro!!!" Ich bekam nur als Antwort "Si, Si" Schwupp, schon war Arthurs Kopf in dem rosa Ungetüm verschwunden.
Wir verließen den Laden ohne einen Hut oder eine Hose oder ein Hemd oder ... Die Dame war wie gesagt sehr betriebsam ... puh.
Der Alimentari hatte allerdings immer noch geschlossen. Öffnungszeiten standen auch nirgends. Also gingen wir weiter bergab. Dort kamen uns zwei nette Italienerinnen. Oh was haben die sich über unseren Arthur gefreut!!! "Oh, Arthuro, ciao Bellooooooo!!!!!" Als wir sie nach einem Alimentari befragten, viel denen auch nur dieser ein, an dem wir gerade waren. Und er würde ja erst um 17.30 Uhr öffnen. Also wieder hoch. Die beiden Damen hielten mit uns Schritt und flirteten noch ein wenig aufgeregt mit Arthur ... oder er mit ihnen? Genau weiß ich das nicht ;-) Oben angekommen, es war bereits schon nach 17.30 Uhr war der Laden immer noch zu. Jetzt beschlossen wir uns nicht mehr ablenken zu lassen und gingen auf direktem Weg runter zu unserem Stellplatz. Am Stellplatz angekommen, schauten wir dann ganz stolz zum Gipfel des Monte Vico Alvano hinauf. "Dich haben wir heute bezwungen - ganz leicht sogar!!!" ;-)
Am Dienstag den 26.03.2019 wollten wir den Ort Sorrento erkunden. Dazu nahmen wir die Fahrräder.
Sorrento liegt relativ zentral an der Nordseite der gleichnamigen Halbinsel auf einem Plateau und stößt direkt an die 50m abfallende Steilküste zum Mittelmeer. Mit der Zeit hat sich Sorrento auf die vielen Touristen aus dem In- und Ausland eingestellt. Es ist ein wirklich beschauliches und quirliges Städtchen, in deren Gassen man shoppen, essen und flanieren kann. Es gibt sehr viele liebevoll gestaltete Gärten und Hausfassaden zu bewundern. Die Innenstadt ist zudem so gut wie autofrei. Wir stellten unsere Räder ab, funktionierten unseren Thule wieder vom Fahrradanhänger zum Kinderwagen um und liefen nun zu Fuß weiter.
Während ich mich in Rom und selbst in Mondragone meiner Habseligkeiten nicht sicher fühlte, war ich in Sorrento eher von einem entspannten Gefühl erfüllt. Natürlich schafft Gelegenheit Diebe, aber diese Gelegenheiten muss man ja nicht herbeiführen. In einigen Lädchen waren wir dann auch drin oder standen staunend davor.
Hier gibt es einen Laden, der ganzjährig Weihnachtsartikel verkauft!!! In Seiffen verstehe ich das ja noch, aber hier!!! :-D In einem anderen Laden haben wir erstmal für die Sommertauglichkeit unseres Arthurs gesorgt.
Eine neue Mütze und eine sportliche Weste konnte er dann gleich anziehen und den Italienern somit auch weiterhin ordentlich den Kopf verdrehen. ;-) Und natürlich durfte das Gelato für Bianca und für mich nicht fehlen. Interessant hierbei: In Deutschland bezahlt man immer pro Kugel. In Italien scheint man immer pro Portion zu bezahlen - piccolo, medium, grande - und legt die Anzahl und Art der Sorten selber fest.
Nach einem leckeren Mittagessen in Sorrento, stiegen wir dann nach unserem Verdauungsspaziergang wieder auf unsere Räder und steuerten unseren Stellplatz oben in Piano di Sorrento an. Die Bergauf-Fahrt für Bianca und mich incl. Arthur im Anhänger war doch sehr beschwerlich. Ich war froh, mit meinem Mountain-Bike gefahren zu sein. Bianca hatte mit ihrem Trekking-Bike ganz zu kämpfen. Als ich Arthur so hinter mir den Berg hochzog, erinnerte ich mich auch daran, dass wir die ganzen letzten zwei Tage immer wieder die Einwohner mit ganz speziellen E-Bikes hier rumfahren sehen haben. Kleine dicke Reifen - ähnlich wie bei einem BMX-Rad - nur eine breite Stange - somit niedriger Einstieg - und kurzer Radstand - somit sehr wenig. Perfekt für dieses Gelände hier. Als ich endlich oben angekommen bin, entscheide ich mich spontan das heutige leichte Lauftraining nicht mehr durchführen zu müssen. Genug Energie auf dem Rad verbraucht ;-)
Am Abend ließen wir nochmal die Zeit hier auf Sorrento Revue passieren. Es war wirklich schön hier. So in mitten der Zitronen- und Orangenbäume zu stehen und die Zeit zu verbringen, war wirklich herrlich. Ja, die fehlende Telefon- und Internetfähigkeit hat uns gerade dann noch am heutigen Tag die Dinge etwas schwieriger gestalten lassen und das Rinnsal in der Dusche war schon traurig aber letztendlich haben wir einen Ort gefunden, an dem wir uns - da schließen wir Arthur ganz klar mit ein - wirklich sehr wohl gefühlt haben. Alles war sauber, gepflegt und jeder Mensch freundlich zu uns.
Ein gepflegtes Glas Weißwein half uns dann bei der Suche und Planung der nächsten Tage. Nun sollte uns der Weg, nach unserem Besuch in Pompeji an die Adriaküste führen. Dies zu planen war ohne Internet tatsächlich nicht so einfach. Zum Glück haben wir eine ausreichende Anzahl an Reise- und Campingführern eingepackt. Hier nochmal ein riesiges DANKESCHÖN an meine Mutter und Lothar, die uns mit ihrer Italienerfahrung auch ordentlich mit Lektüre eingedeckt haben. Sie hat uns in jedem Fall weitergeholfen.
In der Nacht auf Mittwoch den 27.03.2019 regnete es relativ stark. Ich wurde jedenfalls davon wach. Das soll schon was heißen ;-) Am Morgen hatte sich der Regen verzogen und wir konnten wieder die Sonne genießen. Allerdings war natürlich alles drumherum nass, mindestens feucht.
Nach dem Frühstück hieß es alles zu packen, sicher zu verstauen und vor dem Herausfallen im Innern unseres Wohnmobils zu sichern. Darin haben wir mittlerweile Übung. Michele stand auch gleich bereit, um uns ordnungsgemäß aus dem Paradies zu lotsen. Bianca ist schon vorsichtshalber vorher ausgestiegen. Warum? Die Vorstellung alleine, im Trockenen diesen steilen und schmalen Zufahrtsweg hochzufahren, war für sie ein Graus. Der Weg allerdings war feucht und rutschig. Ich war zwar angespannt aber guter Dinge, dass wir das schon irgendwie wuppen. Michele war ja mit dabei. Er lief also vorher, ich hinterher. Da ich ein bisschen Geschwindigkeit brauchte, um den wirklich steilen Weg hochzukommen, ließ ich Michele ein Stück vorlaufen. Arbeiter vom Hof und Micheles Vater, die gerade die Bäume am Rand verschnitten, winkten und lachten uns noch zum Abschied zu. Ach was sind die hier alle herzlich zu uns - so meine Gedanken. :-) Aber los geht´s. 1. Gang und vorsichtig beschleunigen. Jetzt die Rechtskurve voll ausfahren und Schwung mitnehmen. Jui, sind hier die Mauern nahe. Spiegel alle im Blick. Das Wohnmobil ist schön zentral auf der Straße und zieht sich weiter den Berg hinauf. Ich merke nur, wie es steiler und steiler wird und auf einmal die Vorderräder anfangen den Grip zu verlieren. Ich muss vom Gas gehen und bremsen, bevor das Wohnmobil seitlich wegrutscht. Michele schaut nun gar nicht mehr so zuversichtlich. Er weist mich ein, so dass ich rückwärts den schmalen weg bergab wieder runterrollen kann. Ich stehe jetzt in einer kleinen Einfahrt, damit ich die Rechtskurve nicht mehr fahren muss und somit mit mehr Schwung den Berg hinauf fahren kann.
Okay, 2. Versuch: Michele steht auf halber Höhe und ich gebe Gas. Hoch und hoch und hoch. Es wird steil und steiler und noch steiler und die Vorderräder verlieren wieder den Grip und ich muss auch diesen Versuch abbrechen. Diesmal lassen wir das Wohnmobil ganz runterrollen. Die Arbeiter und Michele sein Vater sind natürlich alle am Reden und Gestikulieren - ich verstehe kein einziges italienische Wort. Auf einmal holt Michele ein dickes Seil und sein Vater einen sehr lauten aber doch anscheinend kraftvollen kleinen LKW - wir im Osten würden Multicar sagen ;-) Also wollten die beiden mich abschleppen. Okay, dann machen wir das so. Bianca hat sich schon völlig entnervt mit Arthur die ganze Aktion von draußen angeschaut und kann noch gar nicht so recht glauben, wie das alles hier funktionieren soll. In diesem Moment werde ich Micheles Mutter aufmerksam, die auch in bester italienischer Manier ihrem Mann versucht etwas klar zu machen. Ich glaube sie sagt ihm, dass er bitte unser Wohnmobil ganz und sicher nach oben bringen soll. Es stehen jetzt so um die 8 Leute um das Wohnmobil herum. Micheles Schwester ist nun auch eingetroffen und versucht Bianca und Arthur ein wenig abzulenken. Ich weiß noch, dass ich darüber nachgedacht habe, die Fahrräder abzumontieren oder Gepäck aus der Heckgarage rauszunehmen. Alleine mein Taxc-Rollentrainer wiegt ja 20kg (!!!). Allerdings wollte ich den auch nicht wirklich diesen steilen Berg hoch schleppen ;-)
3. Versuch: Micheles Vater im "Multicar" vor mir. Das Seil an beiden Fahrzeugen befestigt. Micheles Mutter steht neben mir. Michele vorne. Wo die anderen sind, weiß ich nicht. Das "Multicar" fährt an. Es fährt ziemlich langsam. Selbst wenn ich nur im 1. Gang die Kupplung kommen lasse, rollt das Wohnmobil auf der flacheren Strecke schneller als das "Multicar". Ich versuche das Seil auf Spannung zu halten. Jetzt gehts den Berg rauf. Das Seil ist auf Spannung. Alle anderen sind es wahrscheinlich auch. Ich gebe Gas und merke wie es den Berg hinauf geht. Es wird steil und steiler und das Wohnmobil beginnt wieder Probleme mit dem Grip zu bekommen. Doch das "Multicar" zieht mich weiter und weiter den Berg hoch. Wir sind schon weiter als vorhin. Es folgt ein 3m-Flachstück. Geschafft. Weiter geht´s. Der Weg macht jetzt einen Linksknick bei voller Steigung. Das "Multicar" tuckert vor mir den Berg hinauf. Ich weiß nicht, was das Auto vor mir für eine Übersetzung hat, aber in jedem Fall hat es Allrad und einen ordentlich mit Kraftfutter gefütterten Hamster unter der Haube. Ich gebe Gas so gut ich kann und versuche nur nicht die Räder durchdrehen zu lassen. Es geht weiter und weiter und weiter. Ich kann die Ebene, das Ziel schon sehen. Komm noch ein kleines Stückchen, weiter, weiter, weiter ... auf einmal höre ich lautes Schreien - warum??? ... das "Multicar" fährt weiter und ich hinterher. Wir sind oben, wir sind oben!!! Es war kein lautes Schreien, es war Jubel. Wir bleiben alle stehen. Ich steige aus und muss erstmal mit Michele abklatschen. Mann, bin ich durchgeschwitzt. Bianca und Arthur sind auch ganz froh. Arthur jetzt bei Micheles Schwester im Arm und Bianca bei mir. Zum Schluss kommt Micheles Vater zu mir und erklärt auf Italienisch, dass mein Radstand viel zu kurz und das Heck viel zu lang sei. Ich nicke nur, schüttel ihm mit beiden Händen seine Hand und sage ihm ganz herzlich "Grazie!!!!!" Er lächelt und nimmt mich in den Arm. Ach ist das schön hier :-)
Wir verabschieden uns von allen Beteiligten, einige von denen haben sogar von hinten am Wohnmobil geschoben, und fahren bei Sonnenschein und mit einem frischen T-Shirt bekleidet in Richtung Pompeji.
Von dort wird Euch dann Bianca berichten. Ich kann Euch versichern, dass der Post von Pompeji nicht lange auf sich warten lassen wird. ;-)
Liebe Grüße
Euer René
wir waren im Paradies, auch wenn es nicht ganz einfach war, hin- und erst recht wieder wegzukommen. ;-)
Am 24.03.2019, es war ein Sonntag, verließen wir also Mondragone - nach unserem sehr schönen Frühstück am Strand, es war wohl das Highlight für uns an diesem Ort, ging es außergewöhnlich schnell für uns von diesem Platz. Die zu zahlenden günstigen 10,00 EUR Standgebühren entschädigten uns ein wenig für die doch recht laute Nacht durch die Restaurant-/Discobesucher und die ziemlich runtergekommenen Sanitärbereiche. Also, nichts wie weg hier und auf nach Sorrento!!!
Von Anfang an war unser Fernziel Pompeji. Die ausgiebige Internetrecherche verriet uns allerdings, Pompeji lieber nicht als Übernachtungsort zu wählen, sondern die Ausgrabungsstätten von Sorrento aus zu besuchen.
Sorrento ist eine Halbinsel auf der schon viele bekannte Persönlichkeiten im Laufe der Jahrhunderte Urlaub gemacht oder sogar einen Teil ihrer Lebenszeit verbracht haben. Unter anderem Maxim Gorki und Goethe - natürlich ;-)
Wir hatten uns einen Stellplatz in Piano di Sorrento ausgesucht und nach einem kurzen Anruf vor Ort, machten wir uns voller Vorfreude auf den Weg. Unsere Aussage: "In 1,5 bis 2 Stunden sind wir da."
Also rauf auf die "Super-Strada" - so nennt sich die Schnellstraßen in Italien - und weiter auf die Auto-Strada - das ist die Autobahn in Italien - Richtung Neapel. So langsam wurde es voll auf den Straßen. Als 1,5 Stunden um waren und wir noch nicht mal Neapel erreicht hatten, bat ich Bianca bei der netten Dame vom Stellplatz mal anzurufen, nicht dass diese dann Siesta macht und wir dann dort vor Ort nicht auf den Platz kommen - wir haben dies alles schon erlebt!!! Bianca rief an und alles war dann erstmal geregelt - Siesta fiel für diese Dame heute dann wohl wegen UNS aus.
Da auf der Autobahn nichts mehr ging - wir hatten mittlerweile einen Teil von Neapel umfahren -, fuhren wir einfach ab und folgten der Empfehlung von Google-Maps. Nach ein paar italienischen Fahr-Manövern - ich habe diese nun auch schon ganz gut drauf, incl. der Hupen-Regelung - sind wir aus dem dichten Verkehr raus und auf dem besten Weg auf die Halbinsel Sorrento. Bis zum nächsten Stau. Kurz: Sorrento ist ein erklärtes Ausflugsziel der Neapolitaner und anderer Italiener. Und an einem Sonntag lässt gefühlt kein Italiener sein motorisiertes Fahrzeug vor der Haustür stehen. Ob Vespa, Motorrad, Auto oder Wohnmobil, alles wird bewegt, um irgendwo hinzufahren, und wenn es nur die Fahrt bis in den nächsten Stau ist. Da wird dann gehupt, gestikuliert, lamentiert und vor allem mit Handy am Ohr TELEFONIERT - das können Italiener wohl am besten, egal wo - und eigentlich machen die das alles auf einmal und alle zusammen. Egal ob im selben oder in einem anderen motorisierten Fahrzeug - ALLE natürlich ;-) Wir brauchten dann fast 3,5 Stunden, bis wir direkt vor Ort in unserem Agricampeggio Oasi Verde ankamen.
Wir brauchten nur unsere Hand danach ausstrecken und diese mitnehmen - deswegen also "Oasi Verde" zu Deutsch: die grüne Oase. ... So gleich kam auch schon ein netter freundlich dreinschauender junger Mann herbei und bat uns ihm direkt mit dem Wohnmobil zu folgen. Unwillkürlich musste ich bremsen und Bianca verschwand in diesem Moment gefühlt im hintersten Bereich unseres Wohnmobil - natürlich mit Arthur sicher im Arm. Vor uns tat sich eine enge, kurvige und steil, sehr steil, sehr sehr steil abfallender asphaltierter Weg auf. Ich dachte im ersten Moment an einen Wanderweg. Bianca meinte lauthals, ich solle hier bitte nicht runterfahren!!!! - Wenn ihr den Daumenabdruck von August dem Starken auf der Brühlschen Terrasse kennt, Bianca konnte dies in diesem und den folgenden Momenten am inneren Türgriff der Beifahrertür mit der ganzen Hand ohne Probleme. Da hätte sich August der Starke eine ordentliche Scheibe von abschneiden können!!! - Jedenfalls musste ich eine Entscheidung treffen. Ich sah da dieses Schild, mit dem Pfeil drauf. Er zeigte eindeutig bergab zum Agricampeggio "OASI VERDE" - "GRÜNE OASE"!!!! Möchte ich das? JA! Wäre ich der Erste? NEIN!!! Also, Handbremse gelöst, Spiegel im Blick, Zitronen, Orangen, Bianca und auch Arthur einfach mal kurz ignorieren und volle KONZENTRATION - ganz ehrlich, während ich schon dachte, oh je, jetzt kippen wir gleich vorne über, hatte Michele, so hieß dieser nette Italiener, ein breites Grinsen im Gesicht und winkte mich weiter und weiter und weiter. Zugegeben, er war so nett und schaute selber auch, ob ich gut durch die engen und steilen Kurven kam. Nach ca. 300m war dann endlich der eigentliche Stellplatz in Sicht und Michele wies mich noch schnell ein. Handbremse gezogen, Motor aus, Kreuzwaage beäugt - alles gerade!!! - suuuuuuper, wir stehen. So, ein kurzer Blick rüber zu Bianca und der ganze Stress war so gut wie vergessen, denn Bianca hat ein breites Lächeln im Gesicht. Wir standen im Paradies. Die Sonne schien, es waren warme 24 Grad Außentemperatur und wir standen in mitten von Bäumen mit Orangen, Zitronen und Riesen-Zitronen - diese haben kindskopfgroße Früchte, schmecken im Grunde aber auch nach Zitronen. Die kurze Frage von Michele, wie lange wir bleiben wollen, konnten wir gar nicht gleich beantworten ... wollen wir hier wieder weg??? So schnell eigentlich nicht. ;-)
Nach den ganzen Willkommens-Emotionen - mit Sicherheit haben Michele und seine Familie diese Reaktionen ständig (incl. der Reaktion auf den steil abfallenden Zufahrtsweg) - kehrte erst einmal Ruhe ein. Das Agricampeggio "Oasi Verde" hat 8 Stellplätze auf 2 Ebenen verteilt. Wie gesagt, in mitten von Zitronen- und Orangenbäumen.
Der Blick ins Tal und zum Mittelmeer in die eine Richtung,
der Blick zum Monte Vico Alvano hinauf in die andere Richtung.
Toiletten, Duschen und Waschbecken in einem ordentlich gereinigten Zustand vorhanden - SEHR SCHÖN :-) Nächster Check - WLAN: gibt es, allerdings nur oberhalb des Zufahrtsweges - uff, jedes Mal da hooooch? Mobiles Internet: eher schlecht, als recht - hm, vielleicht nur momentan, das wird bestimmt besser.
Wir waren also in unserem schönen Paradies etwas von der Außenwelt abgeschnitten. Vielleicht gar nicht so schlecht.
Arthur erkundete den Stellplatz, wir machten es uns gemütlich und startklar für unsere Erkundungsrunde in Piano di Sorrento.
Unser Rundgang führte uns durch ein sauberes von Zitronen- und Orangenplantagen geprägtes Bergstädtchen. Hier war es teilweise ziemlich ruhig in den Nebenstraßen. Diese waren allerdings auch ziemlich eng. Aus diesem Grund hupen die Autofahrer hier auch immer vor der Kurve. Wir waren dann auch live dabei, wie sich ein Jeep und ein Fiat 500xl genau in einer dieser engen Straßen in einer Kurve begegneten. Da wurden die Mauern rechts und links mit den Spiegeln und den Stoßstangen geschrammt, dass machten denen anscheinend überhaupt nichts. Hauptsache nicht das andere Auto treffen, das würde wahrscheinlich viel Zeit - die Diskussionen kann ich mir sehr gut ausmalen - und viel Geld kosten. Wir kehrten dann in einer Bar ein. Dies ist keine typische Bezeichnung für ein Lokal, in welchem es nur Alkohol zu trinken gibt, sondern handelt es sich hierbei um eine Art Café, in welchem man seinen Espresso trinken kann, allerdings auch ein paar Lebensmittel, Bäckereiartikel, Zigaretten und Süßigkeiten kaufen kann. Wir schlugen bei den Bäckereiartikeln richtig zu. Somit stieg die Vorfreude auf ein leckeres und ausgiebiges Frühstück am nächsten Tag. Den Abend nutzte ich dann persönlich, um mich bei meinem wöchentlichen langen Trainingslauf im unteren Ortsteil von Piano di Sorrento über die Gegebenheiten zu erkundigen. Wo ist der Bahnhof? - wir wollten mit der Bahn nach Pompeji - Wo gibt es was zu kaufen? Wo gehts nach Sorrento? Nach 16 bergigen Kilometern waren diese Erkundungen gemacht und wir konnten den nächsten planen. Vor dem Schlafengehen stand noch ein weiterer Check an - der Duschen-Check. Da ich ordentlich durchgeschwitzt auf dem Stellplatzt ankam, freute ich mich schon auf die Dusche. Was mich allerdings erwartete, war eher ein Rinnsal. Ja, die Dusche war sauber. Ja, das Wasser war einigermaßen warm. Aber ich musste mich ganz schön anstrengen, um überhaupt nass zu werden. Dass die Dusche nicht beheizt war, das war somit egal, da man hier von einem aktiven Duschen sprechen konnte, in welchem man immer in Bewegung bleibt, damit der Körper auch ja gleichmäßig von dem Rinnsal Wasser beträufelt werden konnte. Wichtig ist hier nur zu beachten: Sportler sollten vorher wirklich ausgeschwitzt haben, sonst sind sie, auf Grund der vielen Bewegung unter der Dusche gleich wieder reif für die Dusche. Ich bin natürlich trotzdem sauber geworden ;-)
Am Montag den 25.03.2019 stieg die Sonne langsam am Himmel auf und der Tag versprach uns, schön zu werden.
Arthur sorgte dafür, dass wir auch ja nicht dieses morgendliche Schauspiel verpassten - wie jeden Morgen ;-) Wir versuchen ihn dann natürlich immer noch zum Weiterschlafen zubewegen, aber dies ist uns bisher vielleicht ein oder zwei Mal gelungen. Also folgt dann unser nun morgendliches Ritual. Arthur windeln und Musik an. Wir haben einen ganz tollen Song entdeckt, den auch Arthur anscheinend ganz toll findet - Das Licht dieser Welt - Bianca und ich singen ihm dann immer ganz laut vor und er tanzt für uns dann immer im Bett zu unserem Gesang und dem eigentlichen Song. Das ist jedes Mal so schön, dass wir dieses Ritual wahrscheinlich nach unserer Elternzeitreise sehr vermissen werden. :-)
Nach unserem morgendlichen Ritual hieß es aufstehen, Frühstück machen und das Paradies genießen.
Da wir direkt neben unserem Wohnmobil einen Holztisch mit zwei Bänken auf der Grünfläche stehen hatten, konnten wir unsere Campingmöbel ganz getrost im Auto lassen. Sehr schön und zudem auch sehr urig so. :-)
Nach einem ausgiebigen Frühstück, wollten wir den Monte Vico Alvano besteigen. Gestern sprach uns das große Gipfelkreuz so sehr an, dass wir gleich am Abend eine Route ausfindig machen mussten. Zum Glück hatte ich mir durch einen Tipp von meinem Trainer Torsten eine App heruntergeladen, mit der man auch offline wandern konnte und trotzdem alle Wege angezeigt bekam.
Unsere Euphorie von gestern Abend wurde allerdings bei einem Blick hinauf zum Berg etwas getrübt. Genau über dem Gipfelkreuz hingen Wolken. Bei uns war es zwar herrlich sonnig, aber das hatte ja nichts für den Monte Vico Alvano zu bedeuten. Ich lief also hoch zum WLAN um ein paar Infos über das Wetter einholen zu können - schon krass, wie abhängig wir vom Internet geworden sind. Die Wolken sollten gegen 13/14Uhr verschwunden sein. Gut, also umplanen.
Wir verbrachten somit den Vormittag im Paradies Agricamppegio "Oasi Verde" und vergnügten uns miteinander.
Arthur musste natürlich gleich mal von allen ihm greifbaren Früchten kosten.
Zu guter Letzt schlief er bei seiner Mama in der Hängematte ein ...
und genoss seinen Mittagsschlaf im Freien. Als Arthur dann nach gut 1 Stunde wieder erwachte, hieß es für uns alles vorzubereiten, damit wir dann auch wirklich loswandern konnten. 13.45 Uhr war dann der Start. Die Wolken waren tatsächlich verschwunden. Das hätte ich nie vermutet, da die Wolkendecke über dem Berg doch ziemlich dick erschien.
Es begann eine schöne Wanderung. Zu anfangs noch durch Plantagen, wurde der Weg dann im 2. Drittel des Aufstiegs eng und verwachsen. Schon beim Anblick des Berges haben Bianca und ich uns immer gefragt, wo da bloß der Weg hoch gehen soll.
Wir hatten keine genauen Informationen. Nur einen Weg auf der Karte ohne Höhenlinien. Beschaffenheit, Steigung etc. - Keine Ahnung. Vorsichtshalber haben wir uns unsere Stöcke eingepackt. Und siehe da, wir brauchten diese auch tatsächlich. Ich würde die Wanderung jetzt nicht als schwierig bezeichnen. Jeder der öfters mal in der sächsischen Schweiz oder anderen Mittelgebirgen unterwegs ist, wird diese Route ganz entspannt gehen können. Im 2. Drittel war die Route von losen Steinen auf dem Pfad gekennzeichnet.
Als eher lustig empfanden wir die Sicherheitstechnik, die an einem Tor angebracht wurde, welches uns im Grunde den Weg zum Gipfel versperren sollte. Dieses Tor haben wir ganz brav seitlich auf dem vorgetrampelten Pfad umgangen und von oben kommende Einheimische gaben uns die Sicherheit, hier doch nicht ganz verkehrt zu sein. ;-)
Weiter oben im letzten Teil, hat man dann mehr mit der hohen Vegetation zu kämpfen, die doch teilweise sehr stark in den Wanderweg hineinwächst.
Aber alles halb so wild ;-)
Oben angekommen erwartet einem ein super Panorama-Blick.
Man erkennt, wie schmal Halbinsel Sorrento eigentlich ist. Gerade in dem regionalen Bereich, in dem wir uns auf der Halbinsel befanden, war die Landzunge besonders schmal. So konnten wir im Grunde die Nord- und Süd-Küste gleichzeitig bestaunen. Unser Arthur hatte den Aufstieg teilweise verschlafen, war dann aber, logisch, zum Gipfel-Picknick unterm Gipfelkreuz wieder hellwach ;-)
Nach unserem Picknick und den obligatorischen
Gipfel-Fotos hieß es nun wieder zum Abstieg zu blasen.
Gesagt, getan.
Runter zu empfand ich gerade das 2. Drittel als etwas schwieriger zu wandern, als hoch zu.
Die losen Steine waren potenzielle Unfallgefahren. Bianca hat dies auch leidvoll erfahren müssen, als sie auf einem dieser losen Steine umgeknickt ist. :-( Aber zum Glück ist Bianca nicht aus Zucker und die Aussicht auf eine gute Flasche Wein bei einem leckeren Abendessen, steigerte auch Biancas Leidensfähigkeit gewaltig. ;-) Vorher wollten wir aber noch schnell in dem Alimentari, der vorhin gerade auf dem Hinweg seine Pforten zur Siesta geschlossen hatte, noch ein paar Kleinigkeiten an Lebensmitteln einkaufen. Dort angekommen, es war kurz vor 17 Uhr, war dieser noch geschlossen. Im Laden daneben gab es allerdings schon Betriebsamkeit. Es war ein Klamotten-Laden, anscheinend mit eigener Schneiderei. Interessant, also nichts wie rein. Arthur braucht noch eine Sommermütze. Die Verkäuferin war von unserem Arthuro gleic hin und weg. Sie brachte alles, was sie an Sommerhüten finden konnte. Das unser Arthur mit denen nicht mehr im Stande war, irgendwas zu sehen, störte diese überhaupt nicht. Sogar einen Hut mit rosa Krempenband schleppte sie an. Oh man, ich wieß sie noch mal dezent darauf hin "Bello, Arthuro!!!" Ich bekam nur als Antwort "Si, Si" Schwupp, schon war Arthurs Kopf in dem rosa Ungetüm verschwunden.
Wir verließen den Laden ohne einen Hut oder eine Hose oder ein Hemd oder ... Die Dame war wie gesagt sehr betriebsam ... puh.
Der Alimentari hatte allerdings immer noch geschlossen. Öffnungszeiten standen auch nirgends. Also gingen wir weiter bergab. Dort kamen uns zwei nette Italienerinnen. Oh was haben die sich über unseren Arthur gefreut!!! "Oh, Arthuro, ciao Bellooooooo!!!!!" Als wir sie nach einem Alimentari befragten, viel denen auch nur dieser ein, an dem wir gerade waren. Und er würde ja erst um 17.30 Uhr öffnen. Also wieder hoch. Die beiden Damen hielten mit uns Schritt und flirteten noch ein wenig aufgeregt mit Arthur ... oder er mit ihnen? Genau weiß ich das nicht ;-) Oben angekommen, es war bereits schon nach 17.30 Uhr war der Laden immer noch zu. Jetzt beschlossen wir uns nicht mehr ablenken zu lassen und gingen auf direktem Weg runter zu unserem Stellplatz. Am Stellplatz angekommen, schauten wir dann ganz stolz zum Gipfel des Monte Vico Alvano hinauf. "Dich haben wir heute bezwungen - ganz leicht sogar!!!" ;-)
Am Dienstag den 26.03.2019 wollten wir den Ort Sorrento erkunden. Dazu nahmen wir die Fahrräder.
Sorrento liegt relativ zentral an der Nordseite der gleichnamigen Halbinsel auf einem Plateau und stößt direkt an die 50m abfallende Steilküste zum Mittelmeer. Mit der Zeit hat sich Sorrento auf die vielen Touristen aus dem In- und Ausland eingestellt. Es ist ein wirklich beschauliches und quirliges Städtchen, in deren Gassen man shoppen, essen und flanieren kann. Es gibt sehr viele liebevoll gestaltete Gärten und Hausfassaden zu bewundern. Die Innenstadt ist zudem so gut wie autofrei. Wir stellten unsere Räder ab, funktionierten unseren Thule wieder vom Fahrradanhänger zum Kinderwagen um und liefen nun zu Fuß weiter.
Während ich mich in Rom und selbst in Mondragone meiner Habseligkeiten nicht sicher fühlte, war ich in Sorrento eher von einem entspannten Gefühl erfüllt. Natürlich schafft Gelegenheit Diebe, aber diese Gelegenheiten muss man ja nicht herbeiführen. In einigen Lädchen waren wir dann auch drin oder standen staunend davor.
Hier gibt es einen Laden, der ganzjährig Weihnachtsartikel verkauft!!! In Seiffen verstehe ich das ja noch, aber hier!!! :-D In einem anderen Laden haben wir erstmal für die Sommertauglichkeit unseres Arthurs gesorgt.
Eine neue Mütze und eine sportliche Weste konnte er dann gleich anziehen und den Italienern somit auch weiterhin ordentlich den Kopf verdrehen. ;-) Und natürlich durfte das Gelato für Bianca und für mich nicht fehlen. Interessant hierbei: In Deutschland bezahlt man immer pro Kugel. In Italien scheint man immer pro Portion zu bezahlen - piccolo, medium, grande - und legt die Anzahl und Art der Sorten selber fest.
Nach einem leckeren Mittagessen in Sorrento, stiegen wir dann nach unserem Verdauungsspaziergang wieder auf unsere Räder und steuerten unseren Stellplatz oben in Piano di Sorrento an. Die Bergauf-Fahrt für Bianca und mich incl. Arthur im Anhänger war doch sehr beschwerlich. Ich war froh, mit meinem Mountain-Bike gefahren zu sein. Bianca hatte mit ihrem Trekking-Bike ganz zu kämpfen. Als ich Arthur so hinter mir den Berg hochzog, erinnerte ich mich auch daran, dass wir die ganzen letzten zwei Tage immer wieder die Einwohner mit ganz speziellen E-Bikes hier rumfahren sehen haben. Kleine dicke Reifen - ähnlich wie bei einem BMX-Rad - nur eine breite Stange - somit niedriger Einstieg - und kurzer Radstand - somit sehr wenig. Perfekt für dieses Gelände hier. Als ich endlich oben angekommen bin, entscheide ich mich spontan das heutige leichte Lauftraining nicht mehr durchführen zu müssen. Genug Energie auf dem Rad verbraucht ;-)
Am Abend ließen wir nochmal die Zeit hier auf Sorrento Revue passieren. Es war wirklich schön hier. So in mitten der Zitronen- und Orangenbäume zu stehen und die Zeit zu verbringen, war wirklich herrlich. Ja, die fehlende Telefon- und Internetfähigkeit hat uns gerade dann noch am heutigen Tag die Dinge etwas schwieriger gestalten lassen und das Rinnsal in der Dusche war schon traurig aber letztendlich haben wir einen Ort gefunden, an dem wir uns - da schließen wir Arthur ganz klar mit ein - wirklich sehr wohl gefühlt haben. Alles war sauber, gepflegt und jeder Mensch freundlich zu uns.
Ein gepflegtes Glas Weißwein half uns dann bei der Suche und Planung der nächsten Tage. Nun sollte uns der Weg, nach unserem Besuch in Pompeji an die Adriaküste führen. Dies zu planen war ohne Internet tatsächlich nicht so einfach. Zum Glück haben wir eine ausreichende Anzahl an Reise- und Campingführern eingepackt. Hier nochmal ein riesiges DANKESCHÖN an meine Mutter und Lothar, die uns mit ihrer Italienerfahrung auch ordentlich mit Lektüre eingedeckt haben. Sie hat uns in jedem Fall weitergeholfen.
In der Nacht auf Mittwoch den 27.03.2019 regnete es relativ stark. Ich wurde jedenfalls davon wach. Das soll schon was heißen ;-) Am Morgen hatte sich der Regen verzogen und wir konnten wieder die Sonne genießen. Allerdings war natürlich alles drumherum nass, mindestens feucht.
Nach dem Frühstück hieß es alles zu packen, sicher zu verstauen und vor dem Herausfallen im Innern unseres Wohnmobils zu sichern. Darin haben wir mittlerweile Übung. Michele stand auch gleich bereit, um uns ordnungsgemäß aus dem Paradies zu lotsen. Bianca ist schon vorsichtshalber vorher ausgestiegen. Warum? Die Vorstellung alleine, im Trockenen diesen steilen und schmalen Zufahrtsweg hochzufahren, war für sie ein Graus. Der Weg allerdings war feucht und rutschig. Ich war zwar angespannt aber guter Dinge, dass wir das schon irgendwie wuppen. Michele war ja mit dabei. Er lief also vorher, ich hinterher. Da ich ein bisschen Geschwindigkeit brauchte, um den wirklich steilen Weg hochzukommen, ließ ich Michele ein Stück vorlaufen. Arbeiter vom Hof und Micheles Vater, die gerade die Bäume am Rand verschnitten, winkten und lachten uns noch zum Abschied zu. Ach was sind die hier alle herzlich zu uns - so meine Gedanken. :-) Aber los geht´s. 1. Gang und vorsichtig beschleunigen. Jetzt die Rechtskurve voll ausfahren und Schwung mitnehmen. Jui, sind hier die Mauern nahe. Spiegel alle im Blick. Das Wohnmobil ist schön zentral auf der Straße und zieht sich weiter den Berg hinauf. Ich merke nur, wie es steiler und steiler wird und auf einmal die Vorderräder anfangen den Grip zu verlieren. Ich muss vom Gas gehen und bremsen, bevor das Wohnmobil seitlich wegrutscht. Michele schaut nun gar nicht mehr so zuversichtlich. Er weist mich ein, so dass ich rückwärts den schmalen weg bergab wieder runterrollen kann. Ich stehe jetzt in einer kleinen Einfahrt, damit ich die Rechtskurve nicht mehr fahren muss und somit mit mehr Schwung den Berg hinauf fahren kann.
Okay, 2. Versuch: Michele steht auf halber Höhe und ich gebe Gas. Hoch und hoch und hoch. Es wird steil und steiler und noch steiler und die Vorderräder verlieren wieder den Grip und ich muss auch diesen Versuch abbrechen. Diesmal lassen wir das Wohnmobil ganz runterrollen. Die Arbeiter und Michele sein Vater sind natürlich alle am Reden und Gestikulieren - ich verstehe kein einziges italienische Wort. Auf einmal holt Michele ein dickes Seil und sein Vater einen sehr lauten aber doch anscheinend kraftvollen kleinen LKW - wir im Osten würden Multicar sagen ;-) Also wollten die beiden mich abschleppen. Okay, dann machen wir das so. Bianca hat sich schon völlig entnervt mit Arthur die ganze Aktion von draußen angeschaut und kann noch gar nicht so recht glauben, wie das alles hier funktionieren soll. In diesem Moment werde ich Micheles Mutter aufmerksam, die auch in bester italienischer Manier ihrem Mann versucht etwas klar zu machen. Ich glaube sie sagt ihm, dass er bitte unser Wohnmobil ganz und sicher nach oben bringen soll. Es stehen jetzt so um die 8 Leute um das Wohnmobil herum. Micheles Schwester ist nun auch eingetroffen und versucht Bianca und Arthur ein wenig abzulenken. Ich weiß noch, dass ich darüber nachgedacht habe, die Fahrräder abzumontieren oder Gepäck aus der Heckgarage rauszunehmen. Alleine mein Taxc-Rollentrainer wiegt ja 20kg (!!!). Allerdings wollte ich den auch nicht wirklich diesen steilen Berg hoch schleppen ;-)
3. Versuch: Micheles Vater im "Multicar" vor mir. Das Seil an beiden Fahrzeugen befestigt. Micheles Mutter steht neben mir. Michele vorne. Wo die anderen sind, weiß ich nicht. Das "Multicar" fährt an. Es fährt ziemlich langsam. Selbst wenn ich nur im 1. Gang die Kupplung kommen lasse, rollt das Wohnmobil auf der flacheren Strecke schneller als das "Multicar". Ich versuche das Seil auf Spannung zu halten. Jetzt gehts den Berg rauf. Das Seil ist auf Spannung. Alle anderen sind es wahrscheinlich auch. Ich gebe Gas und merke wie es den Berg hinauf geht. Es wird steil und steiler und das Wohnmobil beginnt wieder Probleme mit dem Grip zu bekommen. Doch das "Multicar" zieht mich weiter und weiter den Berg hoch. Wir sind schon weiter als vorhin. Es folgt ein 3m-Flachstück. Geschafft. Weiter geht´s. Der Weg macht jetzt einen Linksknick bei voller Steigung. Das "Multicar" tuckert vor mir den Berg hinauf. Ich weiß nicht, was das Auto vor mir für eine Übersetzung hat, aber in jedem Fall hat es Allrad und einen ordentlich mit Kraftfutter gefütterten Hamster unter der Haube. Ich gebe Gas so gut ich kann und versuche nur nicht die Räder durchdrehen zu lassen. Es geht weiter und weiter und weiter. Ich kann die Ebene, das Ziel schon sehen. Komm noch ein kleines Stückchen, weiter, weiter, weiter ... auf einmal höre ich lautes Schreien - warum??? ... das "Multicar" fährt weiter und ich hinterher. Wir sind oben, wir sind oben!!! Es war kein lautes Schreien, es war Jubel. Wir bleiben alle stehen. Ich steige aus und muss erstmal mit Michele abklatschen. Mann, bin ich durchgeschwitzt. Bianca und Arthur sind auch ganz froh. Arthur jetzt bei Micheles Schwester im Arm und Bianca bei mir. Zum Schluss kommt Micheles Vater zu mir und erklärt auf Italienisch, dass mein Radstand viel zu kurz und das Heck viel zu lang sei. Ich nicke nur, schüttel ihm mit beiden Händen seine Hand und sage ihm ganz herzlich "Grazie!!!!!" Er lächelt und nimmt mich in den Arm. Ach ist das schön hier :-)
Wir verabschieden uns von allen Beteiligten, einige von denen haben sogar von hinten am Wohnmobil geschoben, und fahren bei Sonnenschein und mit einem frischen T-Shirt bekleidet in Richtung Pompeji.
Von dort wird Euch dann Bianca berichten. Ich kann Euch versichern, dass der Post von Pompeji nicht lange auf sich warten lassen wird. ;-)
Liebe Grüße
Euer René
Bi schon gespannt, wie's weitergeht! Gute Reise noch!
AntwortenLöschenAlter Schwede... Ich kann Bianca voll verstehen ich wäre auch ganz weit weg bei der Aktion gewesen....wie toll ist so ein T4!! :D
AntwortenLöschenWieder wundervoll geschrieben!