Sonnenhascher oder wo entkommen wir dem Regen?

Hallo liebe Leserinnen und Leser,

dem Regen entkommen, das war in den nächsten Tagen unsere schwierigste Aufgabe.

Es ist der 3. April 2019 und wir sind im Begriff den sonnigen Campingplatz in Porto Sant´Elpidio zu verlassen. Wir müssen. Ja, wir sind nun doch langsam in der Situation unsere Zeiten und Wege in die Heimat nach Pirna planen zu müssen. Denn viel Zeit ist nicht mehr - 8 Tage noch.

Zum ersten Mal sitzen wir in unserem Wohnmobil am Tag der Abfahrt und wissen bis jetzt noch nicht wohin uns die Reise führen soll. Nur eine Richtung ist klar - gen Norden. Nicht desto trotz haben wir aber noch mindestens ein spannendes Ziel vor uns welches wir erreichen möchten - Florenz. Allerdings von hier nach Florenz, wären für unseren Arthur einfach zu viele Kilometer. Wir brauchen also einen Zwischenstopp. Am liebsten über die Berge. Bianca hatte am Vorabend schon einen sehr spektakulären Stellplatz auf 1.600m Höhe an einem Bergsee in den Abruzzen entdeckt. Ich war auch gleich Feuer und Flamme. Der Anruf bei den Stellplatzbetreibern kurz nach dem heutigen Frühstück ließ unsere Euphorie allerdings in den Minusbereich sinken - genauso, wie die Temperaturen in den Abruzzen vor Ort. Dies war der Grund, warum der Stellplatz von den Betreibern noch nicht geöffnet wurde. Schnee und Eis und sehr kalte Temperaturen sind deren Meinung eher uninteressant für Camper und für Wohnmobile zudem noch gefährlich bei der An- und Abreise. Nun gut, mit spannenden An- und Abreisen kennen wir uns ja schon aus und um ganz ehrlich zu sein, reichen uns diese Erfahrungen für die jetzige Elternzeitreise auch vollkommen ;-)

Also ging es nicht in die herrlichen Abruzzen. Die Suche geht weiter. Die Italien-Karte wird ausgebreitet und wir überlegen uns, wie wir Florenz grundsätzlich auf dem kürzesten Wege erreichen würden. Eine Strecke ist schnell ausgemacht. Jetzt nur noch die Mitte der Strecke festlegen und genau in diesem Bereich sollte unsere heutige Übernachtung stattfinden. Und was sagt uns die Karte? "Lago di Trasimeno". Hm ... ich denke bei der genaueren Betrachtung des Kartenausschnittes darüber nach, wie groß der doch eigentlich ist und warum wir nicht schon mal darüber philosophiert haben, uns diesen See als Stellplatz-Ziel auszusuchen. Lag wohl einfach nie auf unserem Weg. Das stimmt natürlich auch. Der Lago di Trasimeno ist relativ zentral zwischen Florenz und Rom auf Italiens Stiefel gelegen. Und wenn Du in den Süden möchtest, fährst Du in der Regel über Rom und nicht über den Lago di Trasimeno. Jetzt könnte er sich allerdings schon auf unserem Weg nach Florenz befinden - also, check. Was sagt die Wetterprognose? ... Ui !!! Heute noch gutes Wetter mit Sonnenschein und leichtem Wind. Morgen ab 16 Uhr Regen. Vorher wechselnd bewölkt, trocken und stark auffrischender Wind. Zwecks Temperaturen wollen wir mal für morgen nicht so sehr ins Detail gehen. Hauptsache trocken ;-)

Da alle anderen Ziele wie Rimini, San Marino etc. mit kräftigstem Regenwetter locken, entscheiden wir uns für den Lago di Trasimeno. Ein sehr gut beurteilter Stellplatz ist ebenfalls vor Ort. Und nun ging die Maschinerie los. Die Abläufe wie immer eingespielt, so dass wir in aller Kürze auf einer der modernsten ausgebauten Schnellstraße Italiens unterwegs sind.
Die Abruzzen, leider schneebedeckt.

Tunnel an Tunnel durch die Berge der Abruzzen, gut, das kennen wir schon, aber ein wirklich sehr guter Asphalt auf 4 Spuren und das alles, ohne einen Cent Maut bezahlen zu müssen. Das kennen wir noch nicht - nicht in Italien !!! ;-)

Der Weg führte uns nach Passignano sul Trasimeno.
 
Der Stellplatz ist direkt am kleinen Hafen gelegen und mit Seeblick auf den Lago di Trasimeno versehen. 15 Standplätze, ein ordentlicher Sanitärbereich und ein Ristorante am Platz stillten unsere grundlegenden Bedürfnisse an einen guten Stell- bzw. Campingplatz. Auf Grund der Wettervorhersage verzichteten wir allerdings auf das Aufstellen der Campingmöbel und entschieden uns, die Dinge hier etwas mehr nach drinnen zu verlagern.



 Trotzdem waren die Pläne für die nächsten Aktivitäten bereits auf der Herfahrt geschmiedet worden. Bianca und Arthur erkunden das unmittelbare Umfeld im Zuge einer Wanderung in den umliegenden Hügeln und dem kleinen niedlichen Ort, in dem wir heute angekommen sind, und ich schnappe mir mein Rennrad und umrunde im Zuge eines Radtrainings den Lago di Trasimeno einmal.

Nach 70km bin ich dann wieder gut bewegt bei meinen zwei lieben Familienmitgliedern angekommen. Diese sind auch erst kurz vor mir rein. "verpackt". Dazu muss man wissen, dass wir uns in der Toskana befinden. Somit hat man diesen Sendemast sehr aufwendig in eine etwas größere Zypresse verwandelt. Dieser fügt sich durch seine Zypressen-Hülle hervorragend in den umliegenden landschaftlichen Raum ein und fällt somit auch nicht weiter auf. Super Idee, wie Bianca und ich finden. :-)

Bianca konnte natürlich eine Menge berichten. In jedem Fall ist die kleine Ortschaft hier wirklich sehr schön und die Wanderrouten sehr zu empfehlen.
So sieht ein Sendemast hier aus

Das Highlight für Bianca war ein Sendemast für Funk, Fernsehen bzw. Telekommunikation. Dieses doch meist eher den ländlichen Raum entstellende Objekt, wurde hier sinn- und der Region entsprechend "verpackt". Dazu muss man wissen, dass wir uns in der Toskana befinden. Somit hat man diesen Sendemast sehr aufwendig in eine etwas größere Zypresse verwandelt. Dieser fügt sich durch seine Zypressen-Hülle hervorragend in den umliegenden landschaftlichen Raum ein und fällt somit auch nicht weiter auf. Super Idee, wie Bianca und ich finden. :-)
Der Blick oberhalb des Örtchens auf den Lago di Trasimeno

Kleine schöne Gassen und ein Marktplatz

Hier gibt es sogar Parkplätze für Schwangere!!!
















Meine Radtour war im Grunde auch sehr schön. Da es an diesem Nachmittag alles etwas schneller gehen musste, habe ich mir kurzer Hand einen Track von einem anderen Sportsfreund runtergeladen, der eine rennradtaugliche Runde um den Lago di Trasimeno schon abgefahren ist. Also rein den Track in meinen Garmin und Vollgas. Es macht immer Sinn, sich einen Track vor Abfahrt nochmal etwas genauer anzuschauen. Ich habe mich damit zufriedengegeben, dass die Strecke eindeutig um den See herum ging. Mein Fehler. Ich bin natürlich der Strecke gefolgt und somit auch all den ganzen Irrwegen, auf denen sich der Sportsfreund auf Grund einer schlechten Orientierung befunden hatte. Beim ersten Mal habe ich es noch locker genommen, beim zweiten und dritten Mal war ich dann schon etwas angezickt und für die nächsten unlogischen Abbiegen gewarnt. Naja, irgendwie musste ich an diesem Tag eh auf meine Kilometer kommen ;-)

Ein weiteres Highlight an diesem Tag ist unser abendlicher Duschgang - zu dritt unter eine Dusche. Das schafft Erlebnisse, sowas schweißt zusammen. Die Problematik an der ganzen Sache: Gehen wir zu den Frauen oder doch lieber zu den Männern rein? Es waren zwar nicht viele Camper vor Ort aber allein waren wir dann doch nicht auf dem Platz. Wir entschieden uns für den Männer-Dusch-Bereich. Dazu muss man wissen, dass es sich hierbei um einen Raum handelt, in dem sich auf der linken Seite zwei Duschkabinen befinden und auf der rechten Seite direkt einen Meter gegenüber den Duschkabinen zwei Toiletten. Also nicht viel Platz, um sich zu entfalten bzw. für sich zu sein. Unser "Duschlager" schlugen wir aus diesem Grund vor dem rechten Waschbecken auf, welches sich direkt vor der ersten Toilettenkabine befand und somit den rechten Raum zwischen Toilette und Eingangstür füllte. Das andere Waschbecken auf der linken Seite ließen wir freundlicher Weise frei. Der Blick fiel also für jeden hereinkommenden Mann erst einmal auf unsere Klamotten, Handtücher und Schuhe, welche von uns auf Grund des mangelnden Platzes eher unordentlich an den Rand geschoben wurden. Nicht schön, eher chaotisch, aber vielleicht kommt ja keiner ;-) Eine weitere Problematik. Es handelt sich bei diesen Duschen hier um "Bezahl-Duschen". Die Bedienung fand für die jeweilige Dusche draußen (!!!) vor der Eingangstür an einem Automaten statt. Kleingeld hatten wir dabei. Da wir nicht noch mal in unserem Adam- und Eva-Duschdress nach draußen treten wollten, haben wir gleich kurz vorm Betreten der Männerduschräumlichkeiten das abgezählte Geld eingeworfen - 10 Minuten standen uns dreien jetzt zur Verfügung, allerdings ab sofort, nicht erst beim Anschalten der Dusche. Das war uns natürlich vorher nicht klar und somit begann es etwas hektisch zu werden. Bianca ab unter die Dusche, das Wasser läuft und berührt gerade den noch trockenen Fließenboden, folgt in diesem Moment auf dem Fuße die lauthalse Kritik von Bianca über die immer noch kalte Dusche - logisch, waren Biancas Duschen in den letzten Wochen schon irgendwo mal warm? ;-) Bianca fängt sich dann doch irgendwann an zu waschen und ich ziehe unseren Rabauken Arthur aus. Er ist schon ganz unruhig und möchte nur noch eines, zum Wasser - auch logisch, wann war dies in den letzten Wochen schon mal anders? ;-) Ich gebe Arthur zu Bianca in die Duschkabine und fange an, ein wenig unsere Sachen aufzuräumen, die in der Hatz dann doch einfach hin gefeuert wurden, und den "Anziehplatz" für Arthur herzurichten. Der nächste Schrei "René!!! KEIN WASSER MEHR!!!!!!!" Es waren gerade mal 5 Minuten um. Hm ... ich dann doch in meinem Adamskostüm raus. Da blinkt ein Knopf - ich drücke einfach mal drauf. Die Uhr läuft wieder von vorn - also nochmal 5 Minuten. Da der nächste Schrei. "WOAAAH - KALT", danach ist dann anscheinend doch wieder alles im "grünen Bereich", denn weitere Aussprüche folgten nicht. Natürlich musste sich jetzt die Eingangstür öffnen und ein Mann kommt herein. Ein Italiener - oh man, die sind doch bestimmt erzkonservativ in Italien, schießt es mir durch den Kopf. Bianca möchte nur raus und tut dies natürlich auch kund. In diesem Moment hättet Ihr die Augen des Italieners sehen müssen. Der guckt mich an und ich stehe da, nackt, und Bianca unter der Dusche. Wer weiß was der jetzt gerade von mir und Bianca denkt? Arthur war ja nirgends zu sehen!!! Und der deutschen Sprache war er wahrscheinlich auch nicht mächtig. Nach einem mir dann doch nicht recht zu deutendem italienischen Blick, stürmte er auf die Toilette und ich in die Duschkabine. Ich übernahm Arthur und duschte mit ihm weiter. Arthur hat sichtlich Spaß dabei. Er versucht die ganze Zeit die Duschtropfen zu fangen - herrlich :-) Die Toilettentür klappt und jetzt stelle ich mir diese Begegnung zwischen der sich gerade abtrocknenden Bianca und dem erzkonservativen Italiener im Männersanitär-Bereich vor. Ob er seiner Frau davon erzählen wird? Ob er sich das traut? ;-) Wenige Augenblicke später kommt Bianca und schnappt sich Arthur. "Ich gehe dann schon mal ins Wohnmobil" - also habe ich den "Arthur-Anziehplatz" völlig umsonst hergerichtet. Naja, es war halt kalt außerhalb des Wasserstrahls unter der Dusche. Apropos, Wasserstrahl. Viel Zeit dürfte ich nicht mehr haben und Bianca ist auch schon nicht mehr da, um mich mit neuem Wasser aus dem Automaten zu versorgen. Also flinke Hände unter der Dusche, eingeseift, abgeduscht und den Rest an warmen Wasser genießen - auch herrlich :-)

Im Wohnmobil angekommen, erwartet mich eine kleine
Arthur-Figuren-Show.




Als erstes schaut Arthur ganz freundlich, offenherzig und fromm lächelnd - "Arthur der kleine Mönch".




Als zweites wird es spaßig schaurig. Er hebt die Arme, reißt Mund und Augen auf und wird somit zu "Arthur dem kleinen Wohnmobil-Gespenst".





Und als drittes und letztes wird es gefährlich und mächtig. Mit Mamas Bürste bewaffnet kommt er mit erhobener Bürste in den Händen auf mich zu und zwingt mir ein Lachen ins Gesicht. "Arthur der kleine Jedi-Ritter" - möge die Macht mit ihm sein. ;-)








Abends gönnen wir uns dann ein umfassendes Menü aus dem Ristorante vor Ort. Es schmeckt gar nicht so schlecht. Die Assietten verhindern natürlich einen Hochgenuss aber grundsätzlich ist uns dieser Umstand ja schon im Vorfeld klar.

Der nächste Morgen, es ist der 4. April 2019. Ein vorsichtiger Blick raus zum See. Die Flaggen aller möglichen europäischen Nationen stehen stramm im Wind.
Die Seeoberfläche schäumt gewaltig. Oha, wir sind gespannt, denn auf Rügen in Binz im letzten Herbst sind bei solchen Bedingungen keine Schiffe gefahren. Und Schiff-Fahren stand heute auf dem Programm, da wir die Isola Maggiore erkunden wollen. Wir checken die entsprechende Homepage und finden zu mindest keine Negativmeldung. Also frühstücken und los. Wir sind in jedem Fall für alle Wetterverhältnisse gerüstet. Wind, Kälte, Regen und ja, sogar für die Sonne, denn die soll sich im Laufe bis zum Nachmittag auch blicken lassen. Wie gesagt, wir sind gespannt.

Der Weg zum Anleger ist nicht weit. Der Wind pfeift ordentlich, aber grundsätzlich stören wir uns nicht daran. Das Schiff steht auch schon da und entsprechende Fahrkarten erhalten wir auch. Alle sind nett, freundlich, grüßen Arthur ausgiebig mit einem "Ciao Bellooooo!!!" und sind beim Einsteigen auch sehr hilfsbereit beim Hineintragen unseres Kinderwagens. Im Passagier-Innenbereich angekommen, darf Arthur auch gleich alles erkunden und mir in den Außenbereich am Heck folgen. Wenig später sind wir auf dem Lago di Trasimeno. Der Lago di Trasimeno ist der viertgrößte See Italiens und hat nur eine Wassertiefe von max. 7 Metern. Auf ihm befinden sich drei Inseln von denen nur zwei besichtigt werden dürfen. Da der See so flach ist, ist er auch immer sehr warm. Mir war er aber eben gerade doch ziemlich kalt. In diesem Moment des Gedankens schoss eine Welle von der Seite ran und überflutete durch die Löcher der ansonsten verschlossenen Reling, den Boden am Heck, auf dem wir standen. Arthur stand als gleich im kalten Nass. Also alle ganz schnell wieder rein in den Passagier-Innenbereich. Es schaukelte ordentlich und wir alle mussten uns kräftig festhalten - beim Sitzen oder bei der Aufsicht und Verfolgung von Arthur bei seinen Erkundungsausflügen an Board.

Beim nächsten Halt stiegen 4 Damen auf´s Schiff. Arthur wurde natürlich gleich mit begeisterter Aufmerksamkeit von jeder der Damen begrüßt. Und bei Arthur können die Italienerinnen so richtig strahlen und liebreizend kommunizieren. Untereinander sah das aber völlig anders. Es stellte sich relativ schnell raus, dass zwei der Damen nicht gut aufeinander zu sprechen waren. Die eine Dame eine Reihe schräg hinter uns sitzend und mit Arthur flirtend, die andere Dame kam mit einer etwas furchteinflößenden Miene zu der Erstgenannten hervor und fing gleich an, diese mit einem lauten Wortschwall zu attackieren. Ich hörte die sitzende Dame dann nur noch in den Singsang hineinfragen "... Problema? ... Problema? ... PROOOOBLEEEEMAAAA?????? ..." Uff ... jetzt war hier die Luft richtig dicke. Bianca und ich schauten uns fremdschämend an und versuchten uns in Luft aufzulösen - ohne Erfolg, logisch. Arthur hingegen fand diese lautstark geführte Diskussion sehr interessant und scheute natürlich auch nicht den direkten Blickkontakt zu den italienischen Streithennen. Ich versuchte tatsächlich ihn etwas von dem Geschehen wegzudrehen - auch hier, ohne Erfolg. Bianca und ich geben zu, dass wir mit Sicherheit auch gerne etwas genauer hingeschaut hätten, aber die Unbekümmertheit eines Einjährigen ist uns dann doch im Laufe unseres Lebens abhandengekommen ;-) Jedenfalls schien der Streit so langsam zu eskalieren. Wohl gemerkt, das Schiff war ja noch immer ordentlich am Schaukeln. Was, wenn die stehende Dame aus Versehen durch die Schaukelei auf die sitzende Dame fällt. Da fühlt sich doch die sitzende Dame gleich von der stehenden Dame angegriffen und startet dann womöglich zu einem Gegenangriff. Und da die beiden anderen Damen mit jeweils einer der italienischen Streithennen befreundet schienen, wäre ein unterstützendes Eingreifen durchaus im Bereich des Möglichen. Mittlerweile trennten die beiden italienischen Streithennen nur noch wenige Zentimeter. Arthur fand´s immer noch unterhaltsam, obwohl der Streitpegel nochmals angestiegen ist - jetzt wurde ohne jeden Zweifel geschrien!!! Alarmstufe Rot also. Die vier Damen stiegen ebenfalls aus - pärchenweise und stolz wie italienische Streithennen nun mal sein können. Da störte auch nicht die heranfliegende Gischt oder der tosende Wind. Nein, die nahmen die Nase so hoch es nur ging, um wahrscheinlich der anderen Streithenne bloß nicht das Gefühl zu geben, einen Sieg errungen zu haben. So lernten wir die ersten vier Inselbewohner von 16 insgesamt kennen.
Mein nächster Gedanke "Land in Sicht!!! Ja wirklich, Land in Sicht - endlich, wir legen an!!! Puuuuh ..." Bianca schaut auch ganz erleichtert. Die stehende Dame entscheidet sich für den Rückzug, ohne jedoch auf weitere laute Beschimpfungen verzichten zu können. Vollkommen egal, ob da noch irgendwelche anderen Passagiere sitzen, so sind italienische Streithennen anscheinend nun mal ;-) Natürlich lässt die sitzende Dame diese Beschimpfungen nicht unkommentiert und zwinkert dabei den neugierig drein schauende Arthur zu - ich habe es nur gesehen, weil ich Arthurs Grinsen einfach folgen musste und ich sofort den Vorwand erkannte, meine nun schon aufgestaute Neugierde ungeniert zu befriedigen :-)
Ich erhielt von der sitzende Streithenne ebenfalls ein bezauberndes Lächeln und eine mir unverständliche Erklärung der Situation. Ich lächle zurück und freue mich schon sehr auf die Ankunft auf der Isola Maggiore.

Ja, 16 Inselbewohner gibt es noch auf der Isola Maggiore. Es waren im 18. Jahrhundert mal mehr als 350 Männer und Frauen. Heute ist die Insel ausschließlich eine Touristenattraktion. Früher lebten die Inselbewohner hauptsächlich von Fischfang. Gut 150m vom Schiffsanleger entfernt war auch gleich die Touristen-Info. Eine sehr nette Dame, nicht sehr nett zu Arthur, nein auch zu uns, kam gleich aus dem Haus und hielt uns persönlich auf der Isola Maggiore willkommen. Wow!!! Es stellte sich sehr schnell heraus, dass wir die Einzigen Touristen heute waren. Umso ausführlicher erklärte sie uns auf Englisch die Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten der Insel. Ein kritischer Blick auf unseren Kinderwagen, ließ uns trotz aller Erklärungsversuche, dass wir mit dem hier leider nicht zur alten Kirche hochkommen würden, locker bleiben. Unsere Erfahrung sollte uns Recht geben.
Wir liefen erst einmal das wirklich schön restaurierte Dorf verlassend, den Weg am Ufer entlang und lernten zwei weitere Inselbewohner aus der sicheren, aber gut sicht- und hörbaren Entfernung kennen. Diese zwei Inselbewohner werden wohl allerdings nicht zu den 16 Bewohnern dazugezählt. Es handelt sich hierbei um zwei Fasane männlicher Art. Und wie soll es hier anders sein, auch diese waren sehr streitsüchtig und hackten und kratzten auf einander ein, was das Federvieh so hergab. Hier legten wir alle "guten Manieren" ab und zückten sofort die Handy´s, um dieses Szenario auf Video festhalten zu können. Es war beeindruckend, wie schnell und kräftig diese Tiere auf einander losgingen. Zudem fragten wir uns, warum die beiden Fasane, beides Vögel, nicht einfach wegfliegen, sondern wegrannten? Naja, Streithähne halt. Da setzt vielleicht auch der Verstand in bestimmten Situationen mal aus ;-)

Wir erkundeten die Insel weiter und stellten schnell fest, wie klein diese doch eigentlich ist. Den Weg hoch zur alten Kirche haben wir mit unseren Kinderwagen natürlich trotzdem geschafft.

Oben wurden wir bei schönem Sonnenschein mit einem herrlichen Ausblick über den Lago di Trasimeno belohnt. Unten im kleinen Örtchen von Isola Maggiore wieder angekommen, fing es dann tatsächlich an zu regnen. Die nette Dame von der Touristen-Info kam gleich wieder rausgelaufen und bat uns, doch zu ihr ins Trockene zu kommen und sich dabei gleich auch das Insel-Museum anzuschauen. Dies war eine gute Idee. So konnten wir wirklich Interessantes zur Geschichte und zur Region selbst erfahren. Als wir dann noch berichten durften, wo wir auf der Insel überall waren, ernten wir anerkennend staunende Blicke und bewundernde Worte von der netten Dame. Sie hätte nie gedacht, dass man mit einem Kinderwagen dort hoch auf den Inselberg kommen würde. Mit einem Kinderwagen vielleicht nicht aber mit einem Thule? ;-)


 Nach einem kurzen Imbiss am Schiffsanleger hieß es für uns wieder zurück auf´s Schiff. Da das Wetter jetzt so richtig in Schwung gekommen ist - Wind und Regen haben deutlich zugenommen - glich das Schiff jetzt eher einer Nussschale im Meer. In jedem Fall schaukelte es ordentlich in wirklich alle Richtungen. Aber wir sind natürlich heil und trocken wieder in unserem Heimathafen angekommen.


Jetzt, das wussten wir, begann der schwieriger Teil des Tages. Es war Nachmittag und der Regen so stark, dass an draußen mit Arthur spielen und bewegen nicht zu denken war. Also mussten wir unsere Aktivitäten komplett ins Wohnmobil verlagern. Aber grundsätzlich war es so viel gemütlicher, die Wege kürzer, die Heizung wunderbar warm und die Zeit bis zum Abendessen und Schlafengehen von Arthur, dann doch ganz schnell rum.





 Ich überlegte, ob ich den starken Regen einfach mal nutzen sollte. Es regnete wirklich sehr stark. Überall nahmen die Pfützen zu. Auf unserem Dach trommelten die Regentropfen so laut, dass wir befürchten mussten, unseren Arthur dadurch wach und verärgert hinten im Schlafbereich vorzufinden. Und wenn Arthur erstmal sauer - holla, da werden keine Gefangenen gemacht ;-)
Ich bewaffnete mich mit einem Insektenentferner, zog mich wasserdicht an und verschwand in den Regen. Also ordentlich Insektenentferner auf die Frontscheibe und schön einwirken lassen. Mit den Insektenentferner-Lappen (!!!) ging ich dann zu werke. 5 Wochen Frühlingswetter, Autobahn und Staub wurden jetzt von der Frontscheibe ohne große Probleme entfernt. Ich kam mir vor wie in einer Waschstraße, nur halt mittendrin und nicht hinter der Scheibe im Trockenen. Da es wirklich Gaudi machte, habe ich mich entschlossen, mit dem Lappen gleich einmal um das gesamte Wohnmobil drumherum zu wischen. Mit riesigem Erfolg. Am nächsten Morgen holte ich mir die begeisterte Bestätigung von Bianca ab. Sauber, endlich ist der Staub, die Fingerabdrücke von Arthur und die ganzen Insektenreste ab. Für was ein ausgiebiger Regen alles gut sein kann ;-)

Rückblickend ist zu sagen, dass wir die Zeit hier am Lago di Trasimeno wirklich effektiv genutzt haben und auch tatsächlich dem Regen so gut es ging entkommen sind. Schön war es hier und wir können Passignano sul Trasimeno auch wirklich ruhigen Gewissens weiterempfehlen. 10 Grad mehr Lufttemperatur bei Sonne und lauen Wind - mit Sicherheit traumhaft hier. :-)

Und nun? Nun gehts auf, mit sauberem

Wohnmobil, nach Florenz!!!

Von dort berichtet dann Bianca wieder. Ich freue mich schon drauf.

Liebe Grüße
Euer René :-)

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