Manfredonia - für mich von Anfang an Manfredolino ;-)

Hallo liebe Leserinnen und Leser,

wir lassen Euch schon wieder warten, ja, wir haben sogar schon ein wenig schlechtes Gewissen, dass wir es einfach nicht schaffen, unseren Blog aktuell zu halten. Allerdings sind die Tage so schnell vorbei und irgendwie auch immer so sehr ausgefüllt, dass wir am "Ende" des Tages - um 20.30 Uhr - uns gegenseitig erklären, wie müde jeweils der andere aussieht und wir doch langsam in Richtung Bett steuern sollten. Wahrscheinlich brauchen Bianca und ich nach unserer Elternzeitreise erstmal ein bisschen Urlaub. So 6 Wochen Italien wären da gar nicht so schlecht ;-)

Heute möchte ich Euch von unserem Richtungswechsel berichten. Am 28. März 2019 verabschiedeten wir uns von der Westküste Italiens und steuerten nun nach Osten in Richtung Adria. Diesmal war es kein Sonntag, es war ein Donnerstag, und somit die Straße angenehm leer. 

Wenn man in Italien den Weg quer durch´s Land wählt, muss man zwangsläufig durch bzw. über das jeweilige Gebirge. Davon hat Italien nämlich wirklich viele. Berge, die noch schneebedeckt sind, stellen sich in unserer Reisezeit nicht mehr als Seltenheit dar. Genauso wie die Fahrt von einem Tunnel in den nächsten. Man kommt sich teilweise schon wie in einer U-Bahn vor. Aber durch die geographischen Gegebenheiten machen diese Tunnelfahrten durchaus Sinn. Ich wusste, dass Italien Berge hat, allerdings war mir bis vor unserer Reise nicht klar, wie hoch diese doch recht häufig sind und wie weit die verschiedenen Gebirgsgruppen bis in den südlichsten Zipfel Italiens reichen. Beeindruckend und schön!!! :-)

Nach einem Tankstopp und der gleich darauffolgenden "Arthur-Bewegungs-Pause" war es dann nicht mehr weit bis Manfredonia. Aus irgendeinem Grund kam mir bei diesem Ortsnamen gleich der Name Manfred in den Sinn und vielleicht auch Bardolino - fragt mich nicht warum!!! Manchmal verrichten auch meine Synapsen mal komische Dinge ;-) - und schwupp di wupp war dieser Ort fortan "Manfredolino" für mich. Bianca mahnte mich zwar mehrmals, ich würde vielleicht den tatsächlichen Ortsnamen durch meine Verunglimpfung vergessen, aber ich blieb dabei - Manfredolino :-)






Manfredonia liegt am südlichsten Punkt von Gargano. Gargano ist eine Halbinsel. Wenn man auf die Italienkarten schaut, wird man am Stiefel von Italien auf der Ostseite den sogenannten "Sporn" des Stiefels entdecken. Dies ist die Halbinsel Gargano. Schön, grün und natürlich bergig!!! Stell- oder Campingplätze sind allerdings auch Ende März nur schwer zu finden. Hier ticken die Uhren erst ab dem 1. April wieder richtig. Für uns war dies aber kein Problem. Wir hatten uns schon einen Campingplatz ausgesucht und die positiven Kritiken sollten in uns schon eine gewisse Vorfreude entwickeln lassen.

Als wir dann endlich am "Campeggio Lido Salpi" vor Ort waren, freute sich nicht nur Arthur. Eine weitläufige Anlage mit viel Rasen, grünen Bäumen, die trotzdem noch sehr viel Sonne zuließen, und Wegen aus weißem Kies, der in der Sonne regelrecht blendete. Es war herrlich. Wir hatten auch alles sehr schnell erledigt. Fahrzeug ausrichten - Check - Strom anschließen - Check - Gas anstellen - Check - Stühle und Tisch aufstellen - Check - Spieldecke für Arthur auslegen - Check - Hängematte anbringen - Check - Markise ausfahren - Check - FERTIG!!! :-) 

Wir waren sehr zufrieden mit unserem Platz. Vom Auto aus konnten wir rechts und links blickend, die Sicht auf das Meer genießen. Es rauschte an diesem Tag vor sich hin und schlug schon ziemlich starke Wellen. Da sich der Campingplatz allerdings hinterm Deich befand und wir unseren Aufenthaltsbereich vor dem Wohnmobil im Windschatten dessen gewählt hatten, genossen wir die Sonne und die angenehmen Temperaturen an unserem Wohnmobil mit Blick auf das tosende Meer.
Irgendwann war uns allerdings das ganze "Rumgeliege" doch nichts und wir gingen alle drei gemeinsam zum Strand. Arthur war natürlich nicht mit einem Strandspaziergang zufrieden. Er wollte natürlich gleich richtig rein!!! Wir hatten ganz schön mit ihm zu kämpfen, um den kleinen Hitzkopf vor den Fluten des Mittelmeeres fern zu halten. Entsprechend fiel auch sein Unmut aus - wie gesagt, kleiner Hitzkopf unser Arthur, wenn er will (und wir nicht). ;-) 

Es war ein schöner Strand. Feiner Sand, viele Muscheln - auch sehr viele große interessante Muscheln waren dabei - und dann auf einmal so ein großer zusammengeschobener Haufen. Ein Haufen voller Unrat und Dreck aller Art. Hm ... plötzlich war der Strand auch nicht mehr so schön, denn er war einfach dreckig. Schnell wurde uns klar, dass unser Strand durch den Betreiber des Campingplatzes von eben diesem Unrat gereinigt wurde und in, nennen wir es einfach mal, süditalienischer Manier, bei Seite geschoben wurde - soll sich doch der Nachbar darum kümmern :-/

Am Abend überzeugt uns dann auch der Sanitär-Bereich. Hier hat der Campingplatz-Betreiber anscheinend nochmal ordentlich investiert. Wir finden, genau an der richtigen Stelle. Es geht doch nichts über einen warmen breiten Wasserstrahl in einer kalkfreien und sauberen Dusche!!! :-) Dies war auf manchen Stell- oder Campingplätzen einfach nicht der Fall, umso mehr genießen wir dann immer genau solche Sanitärbereiche, wie diesen hier in Manfredolino. Bianca und ich ließen den Tag genüsslich und unbeschwert bei einem Glas Wein und einer Pizza von der platzansässigen Pizzeria ausklingen - es war gerade mal 20 Uhr und die Augenlieder hingen tatsächlich schon tief. Frische Luft macht einfach müde - zumindest ist das bei Eltern kleiner Kinder so ;-)

Der nächste Tag, es war Freitag der 29. März 2019. Arthur beschloss einfach mal richtig früh den Tag zu beginnen. Es war noch nicht einmal 6 Uhr und natürlich haben wir am Abend zuvor gegen die Müdigkeit ankämpfend, auch mal unsere Zweisamkeit genossen und sind nicht schon um 20.30 Uhr ins Bett gefallen - das schaffen wir übrigens nie. Warum, weiß logischer Weise keiner, weder Bianca noch ich. Jedenfalls kam mir die Idee, dass frische Morgenluft auch müde Glieder wieder mobil werden lässt. Und frisch, das war die Morgenluft an diesem Tag. Die Sonne stand noch nicht am Himmel, die Morgendämmerung hatte allerdings schon begonnen. Als wir mit Arthur dann endlich für den morgendlichen Strandspaziergang fertig gerüstet und eingekleidet vor der Wohnmobil-Tür standen, war von Morgendämmerung nichts mehr zu spüren und das Schauspiel des Sonnenaufganges leider schon vorbei. Schade, aber egal, wir gehen trotzdem an den Strand spazieren. 

Der Campingplatz wirkte noch verschlafen. Kaum irgendwo ein Laut, nur das heute noch stärkere Rauschen des Meeres. Es war schon fast ein Grollen der Wellen. Am Strand war der Wind auch dementsprechend. Die Sonne aber ließ uns schnell merken, dass wir viel zu warm angezogen waren, da half auch der mit seinen gefühlten 250 km/h mächtig wehende Wind nichts. Ich fing so langsam an zu schwitzen und das noch vor 7 Uhr morgens - Wahnsinn diese Sonnen hier :-)

Es sollte nun ein ausgiebiges Frühstück vorm Wohnmobil folgen. Die Markise konnten wir zwar heute nicht ausfahren, aber das war für uns nicht so schlimm, wir wollten ja auch weiterhin genüsslich Sonne tanken. ... Da hatte allerdings jemand etwas dagegen. Ein Herr nämlich. Er kam in Begleitung einer älteren Dame. Er im Jogginganzug, sie ganz in schicker Kleidung und mit elegantem Tuch locker über den Kopf gelegt - wahrscheinlich wegen dem Wind und ihrem gestylten Haar. Er sprach mich auf Italienisch an, währenddessen die Dame schon anfing (wahrscheinlich) synchron zu übersetzen. Nachdem beide fertig gesprochen hatten, entfiel mir nur ein deutsches Wort aus meinem Mund: Scheiße!!! - ich habe dies ohne jeden emotionalen Ausbruch hervorgebracht, eher nüchtern, doch dies musste die ältere Dame dann nicht übersetzen, dieses Wort kannte auch der italienische Herr im Jogginganzug ganz gut. 

Worum ging es? An diesem Tag, in den wir doch so entspannt mit einem schönen OpenAir-Frühstück starten wollten, sollten irgendwelche Wegearbeiten stattfinden und unser Wohnmobil stände für diese Arbeit zu dicht an dem Hauptweg. Da es in einer halben Stunde los gehen soll, müssten wir sofort unser Wohnmobil woanders hinstellen. - PENG!!! oder BAMM!!! Das schlug bei mir ein wie eine Bombe. Da hatten wir uns gestern extra so schön eingerichtet, alles dem Wind, der Sonne und dem Meer entsprechend ausgerichtet und sollten nun hier weg. Wahrscheinlich stellte mein Gehirn sofort auf völkerfreundschaftliche Diplomatie um und zwang mich so, nur zu diesem emotionslosen "Scheiße". Dass ich gerade das Frühstück für meine kleine Familie vorbereitete, interessierte den italienischen Herren und ich glaube auch die ältere Dame nicht. Nun ja, hilft ja nichts. Und da kam auch schon Bianca. Sie war gerade duschen gewesen und nun voller Vorfreude auf das von mir vorbereitete Frühstück. "Nichts Frühstück, Wohnmobil umstellen und zwar ganz schnell" 

Um es für Euch einfach mal etwas bildlich zu machen. Wenn Bianca vom Duschen zurückkommt, dann kommt Euch eine ganz in ein türkisfarbenes Handtuch gewickelte, mit rosafarbenen Crocs ausgestattet und mit einem ebenfalls türkisfarbenen Handtuch auf dem Kopf gekleidete Dame mit natürlich energischem Stechschritt über den Campingplatz entgegen. Kein Kopf, der sich nicht nach ihr umdreht und ihren weiteren Weg verfolgt. Als ich ihr dann die "frohe" Kunde überbrachte war Bianca, wie Bianca halt einfach ist. Zuerst etwas verärgert und dann voller Tatendrang - so ist Bianca wirklich, wer sie noch nicht kennen sollte ;-) 

Sich für einen Standplatz auf einen Campingplatz zu entscheiden, ist keine einfache Sache. Da spielen tausender kleiner Details eine Rolle und wenn Ihr mal eine Weile mit dem Wohnmobil unterwegs sein dürft, dann werden es von Tag zu Tag, von Erfahrung zu Erfahrung, immer mehr. Ich habe von Leuten gehört, die sich einfach nicht entscheiden konnten, welchen Standplatz sie nehmen sollen, da ja alle schräg und nicht eben waren. So viele Bücher, die sie zum Ausgleich der Lattenroste in ihrem Bett bräuchten, hatten sie gar nicht dabei!!! Erst ziemlich zum Schluss ihres Wohnmobil-Urlaubes haben sie dann in den Tiefen ihres Kofferraums (man sagt auch Wohnmobilgarage dazu) Unterlegkeile entdeckt. Schnell war ihnen der Sinn und Zweck dieser klar und die beiden Reisenden um eine Erfahrung reicher ;-) Wenn man sich dann persönlich endlich für einen Standplatz entschieden hat, spielt dann natürlich auch die Meinung und die Befindlichkeiten des Partners oder der Partnerin eine gewichtete Rolle. Wie ist der Boden? Wo ist der Strom? Wo die Sanitäranlagen (nicht zu weit weg aber auch nicht zu nah dran!!!)? Von wo kommt die Sonne? Von wo der Wind? Wo stellen wir unsere Campingausrüstung hin? Wo spielt der Nachwuchs? Sind die anderen Camper auch weit genug von uns entfernt? Wo muss man eigentlich das Chemie-Klo entleeren? Wie hoch sind die Bäume? Wo ist das Meer, wo die Berge? Sehe ich diese auch von meinem Wohnmobil? Könnte sich vielleicht später noch jemand vor uns stellen und uns so die Sicht versperren? ... ? ... ? ... ? Fragen über Fragen und alle müssen geklärt sein - natürlich alle im positiven Sinne geklärt sein!!!  Eine schwerwiegende Entscheidung also.

So begann die Suche nach dem zweiten perfekten Standplatz für uns. Da wir nicht die einzigen Camper waren, die ihren Standplatz räumen mussten, entwickelte sich die Suche nach dem zweiten perfekten Standplatz ähnlich wie die Jagd nach der perfekten Liege am hoteleigenen Swimmingpool. Nur dass auf einem Campingplatz mit Wohnmobilen keine Handtücher gezückt und somit in einer Bewegung gleich 5 Liegen "reserviert" werden (übrigens auch vor dem Frühstück, wie bei uns), nein hier fährt man größere Geschütze auf. Ein Camper hat auf Befehl seiner Frau, die ihm nach ausgiebiger Recherche und Erkundung klar den zweiten perfekten Standplatz zugewiesen hat, seinen Motoroller gestartet und ist mit wahrscheinlich über 100 Sachen an allen anderen schon frühstückenden Campern vorbei über den Campingplatz geprescht, um dort mit einer ordentlichen Staubwolke zum Stehen zu kommen und den neuen Standplatz für das Wohnmobil zu sichern. Den Motoroller dann dort abgestellt, gab es für alle anderen Suchenden keine Möglichkeit mehr, diesen Standplatz noch mit dem eigenen Wohnmobil zu besetzen. Die Gefahr vor dessen Frau war einfach zu groß ;-)

Bianca in türkisfarbene Handtücher gehüllt und ich mit Arthur auf dem Arm schritten nun den Platz ab. Zugegeben, wir hatten wirklich genügend Auswahl. Aber alle angesprochenen Punkte unter einen Hut zu bekommen, dass ist wahrscheinlich nur unserem Motoroller-Camper und seiner Frau gelungen. Die Stelle, die von uns favorisiert wurde, war leider zu weit vom Stromverteiler entfernt. So haben wir die ausgerollte Kabel-Trommel an den Stromverteiler angeschlossen und sind die Möglichkeiten dann eben mit dieser ausgerollten Kabel-Trommel abgeschritten. Für die Frühstücksunterhaltung aller anderen Camper war somit gesorgt. Die ältere Dame in schicker Kleidung, mit elegantem Tuch über ihren Kopf, trat dann aber doch noch mal in Aktion. Einmal, um mir klar zu machen, dass wir uns ja nicht zu nah an ihr Wohnmobil stellen sollen, da ihr Hund, ein Windhund glaube ich, an der Laufleine liegt und der entsprechenden Auslauf damit genießt und sie das auch nicht ändern werde. Natürlich war die Dame mit ihrer scharfen Botschaft mir gegenüber trotz allem sehr freundlich geblieben - ich auch, aber fragt mich nicht nach meinen Gedanken in diesem Moment. Ein zweites Mal durfte dann Bianca mit der älteren Dame Vorlieb nehmen. Bianca schritt nämlich gerade mit der Kabel-Trommel die Gegend zwischen Meer und ihrem Wohnmobil ab. Da wurde die ältere Dame gleich ganz panisch und fragte Bianca freundlich, aber bestimmt "Sie wollen sich doch jetzt nicht etwa dort hinstellen? Da nehmen Sie uns ja den ganzen Meerblick!!!" Bianca sagte nicht viel bei der älteren Dame, dafür ließ sie ihrem Unmut bei mir freien Lauf. Es war also kompliziert, erst recht ohne Frühstück im Magen. ;-)

Der zweite perfekte Standplatz war nach langem hin und her auf dem Campingplatz endlich gefunden. Nun ging das große Einpacken und Wegräumen innerhalb des Wohnmobils los. Bianca nahm kurzer Hand zwei große Schüsseln und eine Badewanne und trug somit das Frühstück und andere Camping-Utensilien an unseren zweiten perfekten Standplatz. Ich hatte dann die Aufgabe das Wohnmobil umzuparken und Bianca die, mich fachmännisch einzuweisen. Wenn wir bisher eines gelernt haben, dann Bianca, wie sie mich in jede noch so kleine Parklücke einweist und ich, auf sie zu hören und einfach nur in die Richtung zu lenken, in welche Bianca zeigt und auch nur so lange, wie Bianca zeigt!!! Das funktioniert IMMER. ;-)

Nach dem nun schon routinierten Wiederaufbau unseres Camping-Domizils, haben wir auch gleich noch mit Hängematte und Wäscheleinen dafür gesorgt, dass sich keine ungebetenen Wohnmobile vor unserer Nase und unserem Meerblick hinstellen und aufbauen. Wir müssten sonst einen auf "ältere Dame" machen und das ist irgendwie nicht so unser Ding. Und Arthur an die Laufleine zu legen und ihn als gefährliches Etwas zu instrumentalisieren, auch nicht. 






Zu diesem ganzen Thema habe ich noch zwei Informationen für Euch: 1. Das Frühstück war natürlich trotz fortgeschrittener Stunde lecker, und 2. Die Wegearbeiten haben an diesem Tag nie begonnen. Aber was für ein Stress an diesem Morgen!!!





Nach dem Frühstück wollten wir nun Manfredolino kennenlernen. Da sich unser Campingplatz etwas außerhalb von Manfredolino befand, ca. 11km zum Ortszentrum, rüsteten wir unseren Thule wieder zum Radanhänger um und machten uns auf den Weg. Es galt eine Basilika und eine Festung zu besichtigen. 

Da mir die Qualität des Weges nicht bekannt gewesen ist, habe ich mich für mein Mountainbike als Fortbewegungsmittel entschieden. Arthur saß sicher in seinem Thule bei mir hinten dran und Bianca war genauso wie ich, motiviert das herrliche Sonnenwetter zu nutzen. Bei mir schwenkte allerdings ganz schnell die emotionale Lage von "motiviert" in "ehrgeizig" um. Und zwar genau in dem Moment, als wir auf die relativ wenig befahrene Hauptverkehrsstraße nach Manfredolino einbogen. Bianca fuhr diesmal vorneweg und ich versuchte ihr ganz entspannt zu folgen. In diesem Moment wurde ich direkt an unseren Morgen-Meeres-Spaziergang erinnert. Mit nun wahrscheinlich schon 300km/h blies mir dieser energische Wind ins Gesicht und natürlich schön in den Radanhänger hinein. Dass ich nicht gleich zum Rückwärtsfahren genötigt worden bin, hielt ich zu diesem Zeitpunkt für ein kleines Wunder. Ich schaltete also ein paar Gänge runter und verkaufte mir die nun folgende Fahrt als effektives Bergtraining in der Ebene. Bianca schien der Wind überhaupt nicht zu stören. Sie radelte schon 30m vor mir und genoss sichtlich ihr windschnittiges Dasein bei schätzungsweise 40 Pedal-Umdrehungen in der Minute. Ich mit meinem Mountainbike kam mir bei wahrscheinlich 150 Pedalumdrehungen in der Minute wie auf einem Bambi-Rad vor. Treten, treten, kurbeln, kurbeln und ja, wieder 10m gegen den Wind geschafft. Bianca war in der Zwischenzeit schon 50m vor mir unterwegs. Ich freute mich also schon jetzt auf den Rückweg mit Rückenwind und war dankbar, dass Bianca dann doch relativ schnell bemerkte, wie langsam ich mich hinter ihr fortbewegte. 

Manfredonia scheint ein für die Gegend doch relativ großer Ort zu sein. Trotzdem machte es einen noch ziemlich verschlafenen Eindruck. Kaum ein Laden oder Kiosk hatte geöffnet. Menschen auf der Ufer-Promenade und am Hafen waren eher selten.



Unsere erste Station war "Castello Svevo Angioino", eine Festung direkt am Hafen von Manfredonia. Ein wirklich schönes und gut erhaltenes Bauwerk, wie wir fanden. Von hier aus bekam man einen herrlichen Blick über den Ort, das Meer und die Berge im Hinterland der Halbinsel Gargano. Schade nur, dass man leider nicht die Räumlichkeiten der Festung von innen betrachten konnte.



Eine kunstvolle "Obst-/Gemüse-Ausstellung" im Innenhof der Festung sorgte hier für eine farbliche Abwechslung. Der Künstler und der künstlerische Gedanke dahinter, blieben uns allerdings verborgen.


Unser zweiter Halt, die "Basilica di Santa Maria di Siponto" liegt eher am Ortsrand von Manfredonia. Auf einer großen grünen Freifläche erkennt man freigelegte Fundamente, deren nicht mehr vorhandene nach oben führenden Mauern durch ein Drahtgeflecht dargestellt werden. Daneben steht die nun noch vorhandene und restaurierte Basilika.


Sie mutet uns im ersten Moment etwas orientalisch an und wirkt im Auge des Betrachters auch relativ schlicht - von innen und außen.
Die Besonderheit an dieser Kirche ist, dass diese ehemalige Kathedrale das noch einzig stehende Gebäude im Gebiet des antiken Sipontum ist. Sipontum wurde im Mittelalter verlassen und als Manfredonia 1256 wiedergegründet.

Die Rückfahrt gestaltete sich mit ordentlich Wind im Rücken relativ unspektakulär. Für mich stand noch ein kurzes Lauf-Intervall-Training am Abend an. Also Arthur in die Wanne und nach dem Essen ins Bett und ich ab in meine Laufsachen. Mit Stirnlampe und Rücklicht ausgestattet, trotzte ich der Dunkelheit, hielt mich aber grundsätzlich auf der Zufahrtsstraße des Campingplatzes auf. Dies ließ dann zwar nur eine 600m-Runde zu, aber der Schreck, den uns die römischen Hunde zugesetzt hatten, saß noch tief. Zudem haben wir von Camping-Nachbarn erfahren, dass am Strand und deren Nähe streunende Hunde unterwegs sind. Also habe ich lieber eine Straße gewählt, an der rechts und links Maschendrahtzaun zu finden war und ich keine tierischen Überraschungen aus der Dunkelheit befürchten musste. Irgendwann wollte ich dann doch mal aus dem doch recht kleinen Laufkreis ausbrechen und tat dies auch. Nicht weit gelaufen, sahen mich vom angrenzenden Feld zwei funkelnde Augenpaare an. Mir stockte etwas der Atem und ich machte tatsächlich auf der Stelle kehrt. Von da an wollte ich in Italien nicht mehr in der Dunkelheit trainieren - krass, was solch eine angsteinflößende Erfahrung in einem auslösen kann. Ich habe jedenfalls überlebt und mein Training ordnungsgemäß beendet ;-)

Der 30. März 2019, es war ein Samstag, wurde von uns am Vorabend zum "freien Tag" erklärt. 
 
 







Das hieß für uns, Wäsche waschen, mit Arthur in der Sonne spielen und faulenzender Weise in der Hängematte liegen

und für mich im Einzelnen noch bei bestem Wetter (der Wind hatte stark nachgelassen) eine kurze Radausfahrt mit anschließendem kurzen Lauf absolvieren. Es wurde ein schöner Tag und irgendwie ging auch dieser wie im Fluge vorüber. Abends gönnten wir uns dann noch eine Pizza und guten Wein und bereiteten uns so langsam auf die morgige Abfahrt vor. Also alles schon mal einpacken, was heute nicht mehr benötigt würde. Campingstühle und Tisch verschwinden ganz schnell in der Wohnmobilgarage. Die Fahrräder werden auf dem Träger gestellt, verschlossen und mit der entsprechenden Warntafel versehen. Frischwasser, Grauwasser und Chemie-Toilette sind auf die jeweiligen IST-Stände zu kontrollieren. In der Regel müssen wir uns vom Inhalt des Chemie-Toiletten- und Grauwassertanks verabschieden. Damit fährt kein Camper gerne durch´s Land ;-)


Am nächsten Tag, dem 31. März 2019, werden wir nun tatsächlich die Heimreise antreten. Es geht in Richtung Norden. Eindeutig also in Richtung Heimat. Wir versuchen dies am Abend zu verdrängen. Natürlich ohne viel Erfolg aber nichts desto trotz - wir haben ja noch 2 Wochen Elternzeitreise vor uns. Und die werden wir ausgiebig nutzen und genießen - in völliger Dreisamkeit :-)

Bis zum nächsten Post, der mit Sicherheit nicht lange auf sich warten lassen wird - Bianca ist da eindeutig schneller im Schreiben als ich es bin ;-)

Liebe Grüße
Euer René

Kommentare



  1. Vielen Dank. Es ist einfach köstlich euch so zu folgen Hab schon gewartet.

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  2. Ich habe gelernt, dass es auch die Wohnmobilisten nicht einfach haben und das man nicht auf gut angezogene Frauen hören soll. Danke!!!1

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