Hallo liebe
Leserinnen und Leser,
wir lassen
Euch schon wieder warten, ja, wir haben sogar schon ein wenig schlechtes
Gewissen, dass wir es einfach nicht schaffen, unseren Blog aktuell zu halten.
Allerdings sind die Tage so schnell vorbei und irgendwie auch immer so sehr
ausgefüllt, dass wir am "Ende" des Tages - um 20.30 Uhr - uns
gegenseitig erklären, wie müde jeweils der andere aussieht und wir doch langsam
in Richtung Bett steuern sollten. Wahrscheinlich brauchen Bianca und ich nach
unserer Elternzeitreise erstmal ein bisschen Urlaub. So 6 Wochen Italien wären
da gar nicht so schlecht ;-)
Heute möchte
ich Euch von unserem Richtungswechsel berichten. Am 28. März 2019
verabschiedeten wir uns von der Westküste Italiens und steuerten nun nach Osten
in Richtung Adria. Diesmal war es kein Sonntag, es war ein Donnerstag, und
somit die Straße angenehm leer.
Wenn man in
Italien den Weg quer durch´s Land wählt, muss man zwangsläufig durch bzw. über
das jeweilige Gebirge. Davon hat Italien nämlich wirklich viele. Berge, die
noch schneebedeckt sind, stellen sich in unserer Reisezeit nicht mehr als
Seltenheit dar. Genauso wie die Fahrt von einem Tunnel in den nächsten. Man
kommt sich teilweise schon wie in einer U-Bahn vor. Aber durch die
geographischen Gegebenheiten machen diese Tunnelfahrten durchaus Sinn. Ich wusste,
dass Italien Berge hat, allerdings war mir bis vor unserer Reise nicht klar,
wie hoch diese doch recht häufig sind und wie weit die verschiedenen
Gebirgsgruppen bis in den südlichsten Zipfel Italiens reichen. Beeindruckend
und schön!!! :-)
Nach einem
Tankstopp und der gleich darauffolgenden "Arthur-Bewegungs-Pause" war
es dann nicht mehr weit bis Manfredonia. Aus irgendeinem Grund kam mir bei
diesem Ortsnamen gleich der Name Manfred in den Sinn und vielleicht auch
Bardolino - fragt mich nicht warum!!! Manchmal verrichten auch meine Synapsen
mal komische Dinge ;-) - und schwupp di wupp war dieser Ort fortan
"Manfredolino" für mich. Bianca mahnte mich zwar mehrmals, ich würde
vielleicht den tatsächlichen Ortsnamen durch meine Verunglimpfung vergessen,
aber ich blieb dabei - Manfredolino :-)
Manfredonia liegt
am südlichsten Punkt von Gargano. Gargano ist eine Halbinsel. Wenn man auf die
Italienkarten schaut, wird man am Stiefel von Italien auf der Ostseite den
sogenannten "Sporn" des Stiefels entdecken. Dies ist die Halbinsel
Gargano. Schön, grün und natürlich bergig!!! Stell- oder Campingplätze sind
allerdings auch Ende März nur schwer zu finden. Hier ticken die Uhren erst ab
dem 1. April wieder richtig. Für uns war dies aber kein Problem. Wir hatten uns
schon einen Campingplatz ausgesucht und die positiven Kritiken sollten in uns
schon eine gewisse Vorfreude entwickeln lassen.
Als wir dann
endlich am "Campeggio Lido Salpi" vor Ort waren, freute sich nicht
nur Arthur. Eine weitläufige Anlage mit viel Rasen, grünen Bäumen, die trotzdem
noch sehr viel Sonne zuließen, und Wegen aus weißem Kies, der in der Sonne
regelrecht blendete. Es war herrlich. Wir hatten auch alles sehr schnell
erledigt. Fahrzeug ausrichten - Check - Strom anschließen - Check - Gas
anstellen - Check - Stühle und Tisch aufstellen - Check - Spieldecke für Arthur
auslegen - Check - Hängematte anbringen - Check - Markise ausfahren - Check -
FERTIG!!! :-)
Wir waren
sehr zufrieden mit unserem Platz. Vom Auto aus konnten wir rechts und links
blickend, die Sicht auf das Meer genießen. Es rauschte an diesem Tag vor sich
hin und schlug schon ziemlich starke Wellen. Da sich der Campingplatz
allerdings hinterm Deich befand und wir unseren Aufenthaltsbereich vor dem
Wohnmobil im Windschatten dessen gewählt hatten, genossen wir die Sonne und die
angenehmen Temperaturen an unserem Wohnmobil mit Blick auf das tosende Meer.
Irgendwann
war uns allerdings das ganze "Rumgeliege" doch nichts und wir gingen
alle drei gemeinsam zum Strand. Arthur war natürlich nicht mit einem
Strandspaziergang zufrieden. Er wollte natürlich gleich richtig rein!!! Wir
hatten ganz schön mit ihm zu kämpfen, um den kleinen Hitzkopf vor den Fluten
des Mittelmeeres fern zu halten. Entsprechend fiel auch sein Unmut aus - wie
gesagt, kleiner Hitzkopf unser Arthur, wenn er will (und wir nicht). ;-)
Es war ein
schöner Strand. Feiner Sand, viele Muscheln - auch sehr viele große
interessante Muscheln waren dabei - und dann auf einmal so ein großer
zusammengeschobener Haufen. Ein Haufen voller Unrat und Dreck aller Art. Hm ...
plötzlich war der Strand auch nicht mehr so schön, denn er war einfach dreckig.
Schnell wurde uns klar, dass unser Strand durch den Betreiber des
Campingplatzes von eben diesem Unrat gereinigt wurde und in, nennen wir es
einfach mal, süditalienischer Manier, bei Seite geschoben wurde - soll sich
doch der Nachbar darum kümmern :-/
Am Abend
überzeugt uns dann auch der Sanitär-Bereich. Hier hat der
Campingplatz-Betreiber anscheinend nochmal ordentlich investiert. Wir finden,
genau an der richtigen Stelle. Es geht doch nichts über einen warmen breiten
Wasserstrahl in einer kalkfreien und sauberen Dusche!!! :-) Dies war auf
manchen Stell- oder Campingplätzen einfach nicht der Fall, umso mehr genießen
wir dann immer genau solche Sanitärbereiche, wie diesen hier in Manfredolino.
Bianca und ich ließen den Tag genüsslich und unbeschwert bei einem Glas Wein
und einer Pizza von der platzansässigen Pizzeria ausklingen - es war gerade mal
20 Uhr und die Augenlieder hingen tatsächlich schon tief. Frische Luft macht
einfach müde - zumindest ist das bei Eltern kleiner Kinder so ;-)
Der nächste
Tag, es war Freitag der 29. März 2019. Arthur beschloss einfach mal richtig
früh den Tag zu beginnen. Es war noch nicht einmal 6 Uhr und natürlich haben
wir am Abend zuvor gegen die Müdigkeit ankämpfend, auch mal unsere Zweisamkeit
genossen und sind nicht schon um 20.30 Uhr ins Bett gefallen - das schaffen wir
übrigens nie. Warum, weiß logischer Weise keiner, weder Bianca noch ich.
Jedenfalls kam mir die Idee, dass frische Morgenluft auch müde Glieder wieder
mobil werden lässt. Und frisch, das war die Morgenluft an diesem Tag. Die Sonne
stand noch nicht am Himmel, die Morgendämmerung hatte allerdings schon
begonnen. Als wir mit Arthur dann endlich für den morgendlichen
Strandspaziergang fertig gerüstet und eingekleidet vor der Wohnmobil-Tür
standen, war von Morgendämmerung nichts mehr zu spüren und das Schauspiel des
Sonnenaufganges leider schon vorbei. Schade, aber egal, wir gehen trotzdem an
den Strand spazieren.
Der
Campingplatz wirkte noch verschlafen. Kaum irgendwo ein Laut, nur das heute
noch stärkere Rauschen des Meeres. Es war schon fast ein Grollen der Wellen. Am
Strand war der Wind auch dementsprechend. Die Sonne aber ließ uns schnell
merken, dass wir viel zu warm angezogen waren, da half auch der mit seinen
gefühlten 250 km/h mächtig wehende Wind nichts. Ich fing so langsam an zu
schwitzen und das noch vor 7 Uhr morgens - Wahnsinn diese Sonnen hier :-)
Es sollte
nun ein ausgiebiges Frühstück vorm Wohnmobil folgen. Die Markise konnten wir
zwar heute nicht ausfahren, aber das war für uns nicht so schlimm, wir wollten
ja auch weiterhin genüsslich Sonne tanken. ... Da hatte allerdings jemand etwas
dagegen. Ein Herr nämlich. Er kam in Begleitung einer älteren Dame. Er im
Jogginganzug, sie ganz in schicker Kleidung und mit elegantem Tuch locker über
den Kopf gelegt - wahrscheinlich wegen dem Wind und ihrem gestylten Haar. Er
sprach mich auf Italienisch an, währenddessen die Dame schon anfing
(wahrscheinlich) synchron zu übersetzen. Nachdem beide fertig gesprochen
hatten, entfiel mir nur ein deutsches Wort aus meinem Mund: Scheiße!!! - ich
habe dies ohne jeden emotionalen Ausbruch hervorgebracht, eher nüchtern, doch
dies musste die ältere Dame dann nicht übersetzen, dieses Wort kannte auch der
italienische Herr im Jogginganzug ganz gut.
Worum ging
es? An diesem Tag, in den wir doch so entspannt mit einem schönen
OpenAir-Frühstück starten wollten, sollten irgendwelche Wegearbeiten
stattfinden und unser Wohnmobil stände für diese Arbeit zu dicht an dem
Hauptweg. Da es in einer halben Stunde los gehen soll, müssten wir sofort unser
Wohnmobil woanders hinstellen. - PENG!!! oder BAMM!!! Das schlug bei mir ein
wie eine Bombe. Da hatten wir uns gestern extra so schön eingerichtet, alles
dem Wind, der Sonne und dem Meer entsprechend ausgerichtet und sollten nun hier
weg. Wahrscheinlich stellte mein Gehirn sofort auf völkerfreundschaftliche
Diplomatie um und zwang mich so, nur zu diesem emotionslosen
"Scheiße". Dass ich gerade das Frühstück für meine kleine Familie
vorbereitete, interessierte den italienischen Herren und ich glaube auch die
ältere Dame nicht. Nun ja, hilft ja nichts. Und da kam auch schon Bianca. Sie
war gerade duschen gewesen und nun voller Vorfreude auf das von mir
vorbereitete Frühstück. "Nichts Frühstück, Wohnmobil umstellen und zwar ganz
schnell"
Um es für
Euch einfach mal etwas bildlich zu machen. Wenn Bianca vom Duschen zurückkommt,
dann kommt Euch eine ganz in ein türkisfarbenes Handtuch gewickelte, mit
rosafarbenen Crocs ausgestattet und mit einem ebenfalls türkisfarbenen Handtuch
auf dem Kopf gekleidete Dame mit natürlich energischem Stechschritt über den
Campingplatz entgegen. Kein Kopf, der sich nicht nach ihr umdreht und ihren
weiteren Weg verfolgt. Als ich ihr dann die "frohe" Kunde überbrachte
war Bianca, wie Bianca halt einfach ist. Zuerst etwas verärgert und dann voller
Tatendrang - so ist Bianca wirklich, wer sie noch nicht kennen sollte ;-)
Sich für
einen Standplatz auf einen Campingplatz zu entscheiden, ist keine einfache
Sache. Da spielen tausender kleiner Details eine Rolle und wenn Ihr mal eine
Weile mit dem Wohnmobil unterwegs sein dürft, dann werden es von Tag zu Tag,
von Erfahrung zu Erfahrung, immer mehr. Ich habe von Leuten gehört, die sich
einfach nicht entscheiden konnten, welchen Standplatz sie nehmen sollen, da ja
alle schräg und nicht eben waren. So viele Bücher, die sie zum Ausgleich der
Lattenroste in ihrem Bett bräuchten, hatten sie gar nicht dabei!!! Erst
ziemlich zum Schluss ihres Wohnmobil-Urlaubes haben sie dann in den Tiefen
ihres Kofferraums (man sagt auch Wohnmobilgarage dazu) Unterlegkeile entdeckt.
Schnell war ihnen der Sinn und Zweck dieser klar und die beiden Reisenden um
eine Erfahrung reicher ;-) Wenn man sich dann persönlich endlich für einen
Standplatz entschieden hat, spielt dann natürlich auch die Meinung und die
Befindlichkeiten des Partners oder der Partnerin eine gewichtete Rolle. Wie ist
der Boden? Wo ist der Strom? Wo die Sanitäranlagen (nicht zu weit weg aber auch
nicht zu nah dran!!!)? Von wo kommt die Sonne? Von wo der Wind? Wo stellen wir
unsere Campingausrüstung hin? Wo spielt der Nachwuchs? Sind die anderen Camper
auch weit genug von uns entfernt? Wo muss man eigentlich das Chemie-Klo
entleeren? Wie hoch sind die Bäume? Wo ist das Meer, wo die Berge? Sehe ich
diese auch von meinem Wohnmobil? Könnte sich vielleicht später noch jemand vor
uns stellen und uns so die Sicht versperren? ... ? ... ? ... ? Fragen über
Fragen und alle müssen geklärt sein - natürlich alle im positiven Sinne geklärt
sein!!! Eine schwerwiegende Entscheidung also.
So begann
die Suche nach dem zweiten perfekten Standplatz für uns. Da wir nicht die
einzigen Camper waren, die ihren Standplatz räumen mussten, entwickelte sich
die Suche nach dem zweiten perfekten Standplatz ähnlich wie die Jagd nach der
perfekten Liege am hoteleigenen Swimmingpool. Nur dass auf einem Campingplatz
mit Wohnmobilen keine Handtücher gezückt und somit in einer Bewegung gleich 5
Liegen "reserviert" werden (übrigens auch vor dem Frühstück, wie bei
uns), nein hier fährt man größere Geschütze auf. Ein Camper hat auf Befehl
seiner Frau, die ihm nach ausgiebiger Recherche und Erkundung klar den zweiten
perfekten Standplatz zugewiesen hat, seinen Motoroller gestartet und ist mit
wahrscheinlich über 100 Sachen an allen anderen schon frühstückenden Campern
vorbei über den Campingplatz geprescht, um dort mit einer ordentlichen
Staubwolke zum Stehen zu kommen und den neuen Standplatz für das Wohnmobil zu
sichern. Den Motoroller dann dort abgestellt, gab es für alle anderen Suchenden
keine Möglichkeit mehr, diesen Standplatz noch mit dem eigenen Wohnmobil zu
besetzen. Die Gefahr vor dessen Frau war einfach zu groß ;-)
Bianca in
türkisfarbene Handtücher gehüllt und ich mit Arthur auf dem Arm schritten nun
den Platz ab. Zugegeben, wir hatten wirklich genügend Auswahl. Aber alle
angesprochenen Punkte unter einen Hut zu bekommen, dass ist wahrscheinlich nur
unserem Motoroller-Camper und seiner Frau gelungen. Die Stelle, die von uns
favorisiert wurde, war leider zu weit vom Stromverteiler entfernt. So haben wir
die ausgerollte Kabel-Trommel an den Stromverteiler angeschlossen und sind die
Möglichkeiten dann eben mit dieser ausgerollten Kabel-Trommel abgeschritten.
Für die Frühstücksunterhaltung aller anderen Camper war somit gesorgt. Die
ältere Dame in schicker Kleidung, mit elegantem Tuch über ihren Kopf, trat dann
aber doch noch mal in Aktion. Einmal, um mir klar zu machen, dass wir uns ja
nicht zu nah an ihr Wohnmobil stellen sollen, da ihr Hund, ein Windhund glaube
ich, an der Laufleine liegt und der entsprechenden Auslauf damit genießt und
sie das auch nicht ändern werde. Natürlich war die Dame mit ihrer scharfen
Botschaft mir gegenüber trotz allem sehr freundlich geblieben - ich auch, aber
fragt mich nicht nach meinen Gedanken in diesem Moment. Ein zweites Mal durfte
dann Bianca mit der älteren Dame Vorlieb nehmen. Bianca schritt nämlich gerade
mit der Kabel-Trommel die Gegend zwischen Meer und ihrem Wohnmobil ab. Da wurde
die ältere Dame gleich ganz panisch und fragte Bianca freundlich, aber bestimmt
"Sie wollen sich doch jetzt nicht etwa dort hinstellen? Da nehmen Sie uns
ja den ganzen Meerblick!!!" Bianca sagte nicht viel bei der älteren Dame,
dafür ließ sie ihrem Unmut bei mir freien Lauf. Es war also kompliziert, erst
recht ohne Frühstück im Magen. ;-)
Der zweite
perfekte Standplatz war nach langem hin und her auf dem Campingplatz endlich
gefunden. Nun ging das große Einpacken und Wegräumen innerhalb des Wohnmobils
los. Bianca nahm kurzer Hand zwei große Schüsseln und eine Badewanne und trug
somit das Frühstück und andere Camping-Utensilien an unseren zweiten perfekten
Standplatz. Ich hatte dann die Aufgabe das Wohnmobil umzuparken und Bianca die,
mich fachmännisch einzuweisen. Wenn wir bisher eines gelernt haben, dann
Bianca, wie sie mich in jede noch so kleine Parklücke einweist und ich, auf sie
zu hören und einfach nur in die Richtung zu lenken, in welche Bianca zeigt und
auch nur so lange, wie Bianca zeigt!!! Das funktioniert IMMER. ;-)
Nach dem nun
schon routinierten Wiederaufbau unseres Camping-Domizils, haben wir auch gleich
noch mit Hängematte und Wäscheleinen dafür gesorgt, dass sich keine ungebetenen
Wohnmobile vor unserer Nase und unserem Meerblick hinstellen und aufbauen. Wir
müssten sonst einen auf "ältere Dame" machen und das ist irgendwie
nicht so unser Ding. Und Arthur an die Laufleine zu legen und ihn als
gefährliches Etwas zu instrumentalisieren, auch nicht.
Zu diesem
ganzen Thema habe ich noch zwei Informationen für Euch: 1. Das Frühstück war
natürlich trotz fortgeschrittener Stunde lecker, und 2. Die Wegearbeiten haben
an diesem Tag nie begonnen. Aber was für ein Stress an diesem Morgen!!!
Nach dem
Frühstück wollten wir nun Manfredolino kennenlernen. Da sich unser Campingplatz
etwas außerhalb von Manfredolino befand, ca. 11km zum Ortszentrum, rüsteten wir
unseren Thule wieder zum Radanhänger um und machten uns auf den Weg. Es galt
eine Basilika und eine Festung zu besichtigen.
Da mir die
Qualität des Weges nicht bekannt gewesen ist, habe ich mich für mein
Mountainbike als Fortbewegungsmittel entschieden. Arthur saß sicher in seinem
Thule bei mir hinten dran und Bianca war genauso wie ich, motiviert das
herrliche Sonnenwetter zu nutzen. Bei mir schwenkte allerdings ganz schnell die
emotionale Lage von "motiviert" in "ehrgeizig" um. Und zwar
genau in dem Moment, als wir auf die relativ wenig befahrene
Hauptverkehrsstraße nach Manfredolino einbogen. Bianca fuhr diesmal vorneweg
und ich versuchte ihr ganz entspannt zu folgen. In diesem Moment wurde ich
direkt an unseren Morgen-Meeres-Spaziergang erinnert. Mit nun wahrscheinlich
schon 300km/h blies mir dieser energische Wind ins Gesicht und natürlich schön
in den Radanhänger hinein. Dass ich nicht gleich zum Rückwärtsfahren genötigt
worden bin, hielt ich zu diesem Zeitpunkt für ein kleines Wunder. Ich schaltete
also ein paar Gänge runter und verkaufte mir die nun folgende Fahrt als
effektives Bergtraining in der Ebene. Bianca schien der Wind überhaupt nicht zu
stören. Sie radelte schon 30m vor mir und genoss sichtlich ihr windschnittiges
Dasein bei schätzungsweise 40 Pedal-Umdrehungen in der Minute. Ich mit meinem
Mountainbike kam mir bei wahrscheinlich 150 Pedalumdrehungen in der Minute wie
auf einem Bambi-Rad vor. Treten, treten, kurbeln, kurbeln und ja, wieder 10m
gegen den Wind geschafft. Bianca war in der Zwischenzeit schon 50m vor mir
unterwegs. Ich freute mich also schon jetzt auf den Rückweg mit Rückenwind und
war dankbar, dass Bianca dann doch relativ schnell bemerkte, wie langsam ich
mich hinter ihr fortbewegte.
Manfredonia
scheint ein für die Gegend doch relativ großer Ort zu sein. Trotzdem machte es
einen noch ziemlich verschlafenen Eindruck. Kaum ein Laden oder Kiosk hatte
geöffnet. Menschen auf der Ufer-Promenade und am Hafen waren eher selten.
Unsere erste
Station war "Castello Svevo Angioino", eine Festung direkt am Hafen
von Manfredonia. Ein wirklich schönes und gut erhaltenes Bauwerk, wie wir
fanden. Von hier aus bekam man einen herrlichen Blick über den Ort, das Meer
und die Berge im Hinterland der Halbinsel Gargano. Schade nur, dass man leider
nicht die Räumlichkeiten der Festung von innen betrachten konnte.
Eine
kunstvolle "Obst-/Gemüse-Ausstellung" im Innenhof der Festung sorgte
hier für eine farbliche Abwechslung. Der Künstler und der künstlerische Gedanke
dahinter, blieben uns allerdings verborgen.
Unser
zweiter Halt, die "Basilica di Santa Maria di Siponto" liegt eher am
Ortsrand von Manfredonia. Auf einer großen grünen Freifläche erkennt man
freigelegte Fundamente, deren nicht mehr vorhandene nach oben führenden Mauern
durch ein Drahtgeflecht dargestellt werden. Daneben steht die nun noch
vorhandene und restaurierte Basilika.
Sie mutet
uns im ersten Moment etwas orientalisch an und wirkt im Auge des Betrachters
auch relativ schlicht - von innen und außen.
Die
Besonderheit an dieser Kirche ist, dass diese ehemalige Kathedrale das noch
einzig stehende Gebäude im Gebiet des antiken Sipontum ist. Sipontum wurde im
Mittelalter verlassen und als Manfredonia 1256 wiedergegründet.
Die
Rückfahrt gestaltete sich mit ordentlich Wind im Rücken relativ unspektakulär.
Für mich stand noch ein kurzes Lauf-Intervall-Training am Abend an. Also Arthur
in die Wanne und nach dem Essen ins Bett und ich ab in meine Laufsachen. Mit
Stirnlampe und Rücklicht ausgestattet, trotzte ich der Dunkelheit, hielt mich
aber grundsätzlich auf der Zufahrtsstraße des Campingplatzes auf. Dies ließ
dann zwar nur eine 600m-Runde zu, aber der Schreck, den uns die römischen Hunde
zugesetzt hatten, saß noch tief. Zudem haben wir von Camping-Nachbarn erfahren,
dass am Strand und deren Nähe streunende Hunde unterwegs sind. Also habe ich
lieber eine Straße gewählt, an der rechts und links Maschendrahtzaun zu finden
war und ich keine tierischen Überraschungen aus der Dunkelheit befürchten
musste. Irgendwann wollte ich dann doch mal aus dem doch recht kleinen
Laufkreis ausbrechen und tat dies auch. Nicht weit gelaufen, sahen mich vom
angrenzenden Feld zwei funkelnde Augenpaare an. Mir stockte etwas der Atem und
ich machte tatsächlich auf der Stelle kehrt. Von da an wollte ich in Italien
nicht mehr in der Dunkelheit trainieren - krass, was solch eine
angsteinflößende Erfahrung in einem auslösen kann. Ich habe jedenfalls überlebt
und mein Training ordnungsgemäß beendet ;-)
Der 30. März
2019, es war ein Samstag, wurde von uns am Vorabend zum "freien Tag"
erklärt.
Das hieß für
uns, Wäsche waschen, mit Arthur in der Sonne spielen und faulenzender Weise in
der Hängematte liegen

Am nächsten
Tag, dem 31. März 2019, werden wir nun tatsächlich die Heimreise antreten. Es
geht in Richtung Norden. Eindeutig also in Richtung Heimat. Wir versuchen dies
am Abend zu verdrängen. Natürlich ohne viel Erfolg aber nichts desto trotz -
wir haben ja noch 2 Wochen Elternzeitreise vor uns. Und die werden wir
ausgiebig nutzen und genießen - in völliger Dreisamkeit :-)
Bis zum
nächsten Post, der mit Sicherheit nicht lange auf sich warten lassen wird -
Bianca ist da eindeutig schneller im Schreiben als ich es bin ;-)
Liebe Grüße
Euer René
AntwortenLöschenVielen Dank. Es ist einfach köstlich euch so zu folgen Hab schon gewartet.
Ich habe gelernt, dass es auch die Wohnmobilisten nicht einfach haben und das man nicht auf gut angezogene Frauen hören soll. Danke!!!1
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